Aus dem GERICHTSSAAL: Jetzt soll die Großmutter aussagen Eltern zeigten den Sohn an, schwiegen vor Gericht
„Das Strafgericht ist nicht der richtige Ort, um Familienzwistigkeiten zu klären“, stellte Jugendrichterin Rita Franke während des Prozesses klar. Manchmal könne eine Verhandlung, auf der alles auf den Tisch kommt, aber auch eine Zäsur im Leben eines Angeklagten sein.
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„Das Strafgericht ist nicht der richtige Ort, um Familienzwistigkeiten zu klären“, stellte Jugendrichterin Rita Franke während des Prozesses klar. Manchmal könne eine Verhandlung, auf der alles auf den Tisch kommt, aber auch eine Zäsur im Leben eines Angeklagten sein. Auf den Tisch kam gestern leider überhaupt nichts. Und Markus M. (Name geändert) verließ den Verhandlungssaal genauso bockig, wie er ihn betreten hatte. Zu den Tatvorwürfen schwieg der schlaksige Zwanzigjährige. Seine als Zeugen geladenen Eltern machten von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Dabei hatten sie den Stein ins Rollen gebracht und Anzeige gegen den Sohn erstattet.
Laut Anklage soll Markus M. am 18. Oktober 2008 in der Wohnung seiner 83-jährigen Großmutter in Potsdam-West erschienen sein und sie nach Geld gefragt haben. Als ihm die alte Dame nichts geben konnte, habe er ihr ein Telefon auf den Kopf geschlagen, den Apparat danach wutentbrannt zertreten. Zwei Tage später soll der damals auf der Straße Lebende in der Wohnung seiner Eltern aufgetaucht sein, von der Mutter Geld für eine Fahrkarte, für Essen und zum Kiffen verlangt haben. Als die Mutter ihm lediglich die Kosten für den Fahrschein geben wollte, habe ihr Markus M. kurzerhand 50 Euro aus dem Portmonee gestohlen. Am 30. Dezember 2008 – so der Staatsanwalt – habe der Angeklagte seiner Mutter erneut einen Besuch abgestattet und verlangt, die Toilette benutzen zu dürfen. Anschließend sei es zu einem Streit gekommen, bei der er der Mutter mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen haben soll.
Dann war offenbar ein halbes Jahr Ruhe. Am 4. Juni soll der mittlerweile im Obdachlosenheim Am Lerchensteig Wohnende erneut ausgetickt sein, in aller Herrgottsfrühe gegen die Wohnungstür der Eltern in Potsdam-West geschlagen und getreten, Essen sowie zehn Euro gefordert haben. Dann zerstörte Markus M. laut Anklage den Beschlag einer Brandschutztür. Schaden: 400 Euro. Etwa 15 Minuten später soll er wieder Einlass verlangt, nunmehr Geld für Zigaretten gewollt haben. Die Mutter verweigerte dies. Darauf soll sich Markus M. vor die Wohnungstür gelegt haben. Als seine ältere Schwester gegen 11.30 Uhr an der Tür klingelte und die Mutter öffnete, habe er einen Fuß in die Tür gestellt, der Schwester ins Gesicht geschlagen, erneut Geld von der Mutter gefordert und sie als „Schlampe“ und „Rabenmutter“ beschimpft.
Eigentlich müsste Markus M. wissen, dass sich ein Geständnis strafmildernd auswirken kann. Er steht schließlich nicht zum ersten Mal vor Gericht. Doch er machte lediglich Angaben zur Person, berichtete, dass er gegenwärtig in einer Kfz-Werkstatt arbeitet. Das Gericht setzte die Verhandlung aus, beraumte als neuen Termin den 17. Dezember an. Dann sollen die Großmutter und die Schwester des Angeklagten als Zeugen gehört werden.Hoga
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