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ATLAS: Jonas

Guido Berg irritiert der Rauswurf eines Jungen aus einer evangelischen Kita

Stand:

Wenn eine Einrichtung dem Wort Toleranz in diesen geografischen Breiten Deutschlands Sinn verschafft hat, dann war es die Evangelische Kirche. Zwischen sich und den Oppositionellen auf der einen Seite und den DDR-Machthabern auf der anderen positionierte die Kirche die Norm der Toleranz. Toleranz schützte sie, insbesondere in den 80er Jahren, da wollten selbst Betonköpfe nicht völlig intolerant sein. Aus dem Schutzraum der Kirche heraus suchten DDR-Oppositionelle die kritische Auseinandersetzung mit der DDR-Führung. Diese war, wie sich im Herbst 1989 erwies, dem kritischen Geist nicht gewachsen. Nun jedoch deutet sich ein Paradigmenwechsel in der Evangelischen Kirche an. Das Vorgehen des Diakonischen Werkes – einer Einrichtung der Evangelischen Kirche – gegenüber dem kleinen Jonas und seinen Kita-kritischen Eltern spricht eine andere Sprache. Von Toleranz gegenüber der kritischen Haltung keine Spur. Da wird ein Kind der Kita verwiesen, weil dessen Eltern über dessen Erziehung mehr mitreden wollten, als es der Kita-Leitung lieb ist. Ein unerhörter Vorgang, dessen Reichweite die Diakonie-Führung noch nicht erkennt. Sie verstößt gegen Grundsätze der Pädagogik: Das Kind wird aus der gewohnten Umgebung gerissen und haftet für seine Eltern. Sie verstößt gegen Grundsätze der Toleranz: Sie bestraft die, die Kritik üben. Sie verstößt gegen das eigene Prinzip der für alle offenen Kirchentüren: Gegenstand der elterlichen Kritik ist die „stärkere religiösere Ausrichtung“ der Kita – die Kinder sollen beten, ob sie wollen oder nicht. Geht die Evangelische Kirche diesen Weg der Dogmatik weiter, verlässt sie die Mitte der Gesellschaft.

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