
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Joop-Engel geschändet: Penis geraubt
Entrüstung in Bornstedt: Täter schlug Skulptur Penis ab / Modedesigner: „Das ist Friedhofsschändung“
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Bornstedt - Seine ungewöhnliche Skulptur eines Engels auf dem Grab seiner Eltern sorgte von Anfang an für Ärger – nun ist sie auch ein Fall für die Polizei: Modeschöpfer Wolfgang Joop (65) hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet, nachdem seinem steinernen Engel der Penis abgeschlagen worden ist. „Das ist Friedhofsschändung – das macht man nicht“, sagte Joop traurig und entsetzt zugleich. Nur wenige Tage nach einem Zeitungs-Interview haben Unbekannte Anfang der Woche die von Joop gemeinsam mit dem Potsdamer Bildhauer Christoph Bolze geschaffene Skulptur auf dem Bornstedter Friedhof bei Potsdam beschädigt, bestätigte der Designer am Freitag.
Friedhofsleiterin Jutta Erb-Rogg reagierte empört: „Es ist unglaublich und schrecklich traurig! Der Engel ist Kunst – und keine Pornografie.“ Die von Joop geschaffene Skulptur setze sich mit dem Sterben auseinander und sei eine Metamorphose auf dem Weg zum Engel. „Es geht bei der Figur überhaupt nicht um Sexualität“, betonte sie. Joops Werk sei vielmehr eine Reflexion auf das eigene Älterwerden. „Das muss ein verkniffener Mensch sein, der das nicht akzeptieren kann“, so Erb-Rogg erzürnt. Nach den Diskussionen vor zwei Jahren habe sie mit vielen Besuchern über das Kunstwerk gesprochen – und derart ausgestattet mit etwas Kunstverständnis habe sich die Entrüstung oft schnell gelegt. Der Täter hat die Bruchstelle mit Erde beschmiert, um sie unkenntlich zu machen. Der Engel sieht Jutta Erb-Rogg zufolge nun aus „wie ein Neutrum“.
Joop hatte die Skulptur nach dem Tod des Vaters vor etwa zwei Jahren aus seinem Garten in Potsdam auf den Friedhof transportieren lassen. Nach seiner Ansicht passt das „eher melancholische Kunstwerk“ gut zur Stätte der Ruhe. Viele Friedhofsbesucher sahen das anders: Das Gemächt der Figur sorgte für Empörung. „Ein Engel ist nun mal männlich – soll ich ihm ein Höschen anziehen?“, meinte er. Erb-Rogg ergänzte: „Wir haben viele andere nackte Engel auf dem Friedhof.“ Die Friedhofsleiterin ist überzeugt, dass es sich um eine gezielte Aktion handelt. Deren Folgen bleiben zunächst sichtbar. „Ich lasse das jetzt erst mal so“, meinte der Modedesigner. Seine Mutter, die im Mai gestorben ist, war offensichtlich auch nicht ganz glücklich über die Figur: „Meine Mutter meinte, ob ich den Penis nicht ein Stückchen abfeilen könnte. Das habe ich nicht gemacht, und eine Zeit lang kamen Damen vorbei, die eine jahreszeitliche Blüte auf den Penis legten“, so Joop im Interview mit der „Bild am Sonntag“ wenige Tage vor dem Penisraub. Mittlerweile sei der Rhododendron-Busch hinter dem Engel größer geworden. „Jetzt verschwindet er im Grün“, meinte der Designer.
Gemeindepfarrer Friedhelm Wizisla sagt, er habe sich nicht an dem Engel mit Penis gestört: „Das darf auch sein.“ Nach der sexuellen Revolution gebe es in der evangelischen Kirche „eine große Freiheitlichkeit“ und „keine Tabus mehr“. Es werde viel über Sexualität gesprochen. In der Bibel fänden sich viele Stellen, in denen Körperlichkeit eine Rolle spiele. Der Täter deute mit seiner Tat „ein enges Kunstverständnis“ an. Wizisla: „Es ist grundsätzlich zu verurteilen, mit Hammer und Meißel vorzugehen.“ gb/dpa
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