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Von Matthias Mattern: Joop will Unterwäsche-Firma Schiesser retten Der Potsdamer Modeschöpfer will das insolvente süddeutsche Feinripp-Unternehmen übernehmen

Der Potsdamer Modeschöpfer Wolfgang Joop hat offiziell Interesse an einer Übernahme des insolventen Wäscherherstellers Schiesser bekundet. Joop bestätigte gestern den PNN, dass er bereits vergangene Woche einen entsprechenden Brief an den Insolvenzverwalter der Traditionsmarke, Volker Grub, geschickt habe.

Von Matthias Matern

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Der Potsdamer Modeschöpfer Wolfgang Joop hat offiziell Interesse an einer Übernahme des insolventen Wäscherherstellers Schiesser bekundet. Joop bestätigte gestern den PNN, dass er bereits vergangene Woche einen entsprechenden Brief an den Insolvenzverwalter der Traditionsmarke, Volker Grub, geschickt habe. Dieser begrüßte gestern die Absicht Joops. Er wolle Gespräche zwischen beiden Parteien vermitteln.

Den Einstieg bei Schiesser plane Joop allerdings nicht über seine Firma Wunderkind, teilte sein Sprecher Markus Hennig mit, sondern als Privatmann gemeinsam mit anderen Investoren. Für den Modemacher sei ein Engagement in dem 1875 gegründeten Unternehmen sowohl aus „kreativer, als auch aus unternehmerischer Sicht“ interessant, bestätigte Henning eine Meldung des Magazins Cicero.

Die Insolvenz beantragte Schiesser vor knapp zwei Monaten. Rund 65 Millionen Euro Bankschulden soll der Betrieb haben. Gescheitert sei der Konzern mit vier deutschen Tochtergesellschaften bei dem Versuch, Kredite für das laufende Geschäft zu bekommen, hieß es.

Noch im Vorjahr machte die für seine Feinripp-Unterwäsche bekannte Firma aus Radolfzell am Bodensee rund 130 Millionen Euro Umsatz. Hauptgrund für das Abrutschen in die Zahlungsunfähigkeit soll die Ausweitung der Produktion auf andere Marken gewesen sein. Dadurch habe sich die Anzahl der Artikel, die das Unternehmen herstellen, lagern und ausliefern musste, verfünffacht. Das wiederum habe zu Lieferschwierigkeiten und in der Folge zu hohen Umsatzeinbrüchen geführt.

Insgesamt beschäftigte die Schiesser AG vor der Insolvenz nach eigenen Angaben etwa 2300 Mitarbeiter, davon 600 in Deutschland. 100-prozentiger Eigentümer der Schiesser AG ist das Schweizer Hestatex-Gruppe. Hesta halte weiter an Schiesser fest, sagte Insolvenzverwalter Volker Grub jüngst der Wirtschaftswoche. Noch sei das Unternehmen nicht reif für einen Verkauf. Denn je gesünder das Unternehmen, desto höher sei letztendlich sein Preis. Joop aber gab sich gestern Abend gegenüber den PNN sicher, den angeschlagenen Unterwäsche-Riesen schneller wieder aufrichten zu können. Es gebe kaum jemand anderen, der ebenfalls solch eine Kompetenz als erfolgreicher Textil-Unternehmer aufweisen könne, hatte zuvor schon sein Sprecher erklärt: „Wolfgang Joop möchte möglichst frühzeitig einen Beitrag leisten.“ Vielleicht ließen sich dann sogar einige Prozesse beschleunigen.

Bislang spricht Henning aber nur von einer „Interessenbekundung“ des Modeschöpfers. Jetzt solle zeitnah das Gespräch mit dem Insolvenzverwalter folgen. Das Traditionsunternehmen wieder flott zu machen, sei eine „große Aufgabe“, sagte Hennig.

Ob es auch unter dessen Leitung weiterhin die klassische feingerippte Unterwäsche geben würde, ließ er unbeantwortet. Zwar habe Joop bereits ein Konzept im Sinn, jedoch würden ihm noch detaillierte Informationen über den wirtschaftlichen Zustand Schiessers fehlen. In jedem Fall werde es sich um ein „vielseitiges Konzept“ handeln, das auf den vorhandenen Gegebenheiten des Unternehmens aufbauen müsse. Voraussichtlich in sechs Wochen will sich Joop genauer zu seinem Angebot äußern.

Der gebürtige Potsdamer Wolfgang Joop hat 2003 sein Label Wunderkind in Potsdam gegründet. Zuvor hatte er sein Unternehmen „Joop!“ an einen Hamburger Konzern veräußert. Firmensitz von Wunderkind ist die Villa Rumpf am Heiligen See, dort wird Mode im Luxussegment kreiert. Mit Wunderkind kehrte Joop zurück auf die internationalen Laufstege und erntete Anerkennung. Jüngst stieg das Potsdamer Wella-Erben-Ehepaar Gisa und Hans-Joachim Sander als Mitgesellschafter bei Wunderkind ein.

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