Landeshauptstadt: Jubiläum bei Wildwuchs
Obdachlose Jugendliche gibt es auch in Potsdam
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Obdachlose Jugendliche sind auch in Potsdam ein zunehmendes Problem für Sozialdienste und das Jugendamt. „Es gibt zwar hier keine offene Obdachlosenszene“, sagte die Leiterin des Streetwork-Projektes Wildwuchs, Friedericke Neumann, am Mittwoch den PNN. Zudem kümmerten sich die Streetworker um Jugendliche, die in der Landeshauptstadt in der sogenannten verdeckten Obdachlosigkeit seien. Diese hätten keine eigene Wohnung, dürften aber bei Freunden und Bekannten schlafen. Das Projekt Wildwuchs besteht seit 15 Jahren und feiert am Mittwoch Jubiläum.
Neumann zufolge liegen die Gründe für die Obdachlosigkeit auch in den Hartz-IV-Gesetzen. Wenn Jugendliche es nicht mehr bei den Eltern aushielten, aber jünger als 25 Jahre alt seien, gebe es keinen Anspruch auf eine eigene Wohnung. Dann blieben nur Bekannte, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen.
Insgesamt arbeiten im gesamten Stadtgebiet fünf Sozialarbeiter auf den Straßen und sprechen Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahren an. Betrieben wird die Sozialarbeit von der Stiftung Sozialpädagogisches Institut (SPI) und zuvor vom Diakonischen Werk aus Mitteln des Jugendamtes. Auch bei Drogenproblemen und anderen Schwierigkeiten helfen die Streetworker. „Natürlich werden in Potsdam Drogen konsumiert“, sagte Neumann. Allerdings gebe es hier große Unterschiede zu Berlin, auch bei den Hilfsangeboten. Die seien dort natürlich „viel differenzierter“ als in Potsdam. Aber auch „kleinere“ Probleme würden an ihre Mitarbeiter herangetragen. Sie nannte als Beispiele schlechte Schulnoten oder auch Stress mit den Eltern und der Freundin sowie Überschuldung. Auch würden die Mitarbeiter bei Schwierigkeiten mit dem Jobcenter helfen und beraten.
Neumann betonte, dass die Hilfe der Streetworker nicht aufgedrängt werde. Auch würden keine Daten und Namen erfasst. „Wir haben nur mit denen zu tun, die es wollen. Wir sind auf der Seite der Jugendlichen.“ Gelegentlich frage auch mal die Polizei um Informationen zu Jugendlichen, die möglicherweise eine Straftat begangen haben. „Dann erklären wir ihnen unser Konzept“, erklärte Neumann. Das werde dann auch akzeptiert. Besonders in den Stadtteilen Am Stern, Drewitz, Kirchsteigfeld, Schlaatz und Waldstadt ist das Team mehrmals in der Woche unterwegs. Einmal pro Woche bieten sie sich auch in der Innenstadt inklusive Hauptbahnhof und Freundschaftsinsel zu einem Gespräch an. „In der Berliner Vorstadt sind wir aber nie, da ist ja auch nichts“, sagte Neumann.
Der hohe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund in manchen Stadtteilen wie am Schlaatz stellt Neumann zufolge aber kein größeres Problem dar. „Wir haben vielmehr im ganzen Stadtgebiet mit allem zu tun, was es so gibt. Auch Studenten oder Abiturienten brauchen mal Hilfe“, sagte sie. Vor allem in den Sommermonaten haben die Sozialarbeiter viel zu tun. Dann ist der Teambus bis spätabends im Einsatz. Viele Jugendliche würden sich im Freien an der Havel oder an den Seen aufhalten.sen
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