Sport: Jubiläum der besonderen Art
Das Potsdamer Helmholtz-Gymnasium lädt zur 40. Auflage seines Handball-Traditions-Turniers
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Das ist rekordverdächtig: Am Sonnabend steigt die nunmehr 40. Auflage des Traditionsturniers ehemaliger und aktiver Handballer des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums. Solcherart Sporttreffen ist zumindest in dieser Beständigkeit eigentlich ein Fall fürs Guinnessbuch der Rekorde. Davon aber will Cheforganisator Bodo Kloth nichts wissen. „Lasst uns das mal ganz ohne Tamtam machen“, sagt der fast 77-jährige frühere Lehrer der Bildungsstätte am Nauener Tor.
Wie viele Absolventen der Schule – zu DDR-Zeiten eine erweiterte Oberschule (EOS) – sich dieses Mal einfinden werden, wissen Kloth und seine Mitstreiter nicht. Das ist in jedem Jahr verschieden. Manchmal werden die Erwartungen des handballbesessenen einstigen Deutsch- und Geographielehrers übertroffen, oft auch enttäuscht. Aber mit einem kleinen Häuflein einstiger Schüler organisiert er das sportliche Ehemaligentreffen immer wieder. Da werden per Internet und mit Hilfe von Verwandten oder Freunden die Adressen selbst von seit Jahren „verschollenen“ Kandidaten aufgespürt, keine Zeit und keine Telefonkosten gescheut.
Am Ostersonnabend 1967 startete das erste Turnier: Erwartet wurden neben den beiden aktuellen Schulmannschaften sieben nach Jahrgängen geordnete Herren-Teams und eine Damen-Vertretung. In der Folge wurde kein Jahr mehr ausgelassen. Von Anfang an konnte sich Kloth bei der Vorbereitung auf Dieter Polte stützen. Der ist heute 67 Jahre alt und schon seit langem ältester aktiver Teilnehmer des Turniers. Diese beiden, der einstige Kloth-Schüler Helmut Grustat, der in wenigen Tagen als Lehrer selbst in Rente geht, und einige wenige „Assistenten“ werden alljährlich zumeist bereits im Spätsommer aktiv, um das Turnier am Jahresende zu sichern. „Es gab Jahre, da mussten wir in Ermangelung einer zweiten Frauenmannschaft gegen die Männer spielen“, erinnert sich Mitorganisatorin Gudrun Fahrland. „Die Herren durften dann nur mit ihrem schwächeren Arm werfen, haben aber trotzdem gewonnen“, schmunzelt die Abiturientin des Jahrgangs 1975.
Zum Glück überwogen die besseren Jahrgänge. Außerdem änderte sich einiges: Zunächst war es ein Osterturnier mit entsprechendem Pokal gewesen, nämlich einem Hasen aus Messingblech und Plexiglas. Den hatte der heutige „Turnier-Dino“ Polte mit eigenen Händen geschaffen. Dann verschwand das Tier – vielleicht bei irgendeiner Siegermannschaft, die im folgenden Jahr nicht antrat. Jedenfalls folgte dem Hasen eine Eule, das Symbol der Weisheit, und das Turnier wurde in die Weihnachtszeit verlegt.
Was blieb, sind das Turnier selbst und der „Handball-Guru“ des Helmholtz- Gymnasiums. „Die Qualität des Turniers steht und fällt mit Bodo“, meint Fahrland. Diese Ansicht teilen die meisten Ehemaligen. Und zum Glück denkt Kloth noch lange nicht ans Aufhören. Er, der bis 1957 selbst Handball spielte, gründete bei seinem Eintritt in die Schule als Lehrer sofort Trainingsgruppen – die so genannten Arbeitsgemeinschaften – für handballinteressierte Mädchen und Jungen.
Das war für manch einen der Beginn einer großen Sportkarriere, wohl auch für den bis heute namhaftesten Handballer der Schule: Lothar Doering (57). Er wurde als Aktiver und Trainer Olympiasieger, Weltmeister und Europapokalgewinner.
Weitere Helmholtz-Prominente sind Diskus-Olympiasieger Hartmut Losch, der ehemalige Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling oder die Schauspielerin Anja Kling. Und wenn man in den Annalen des vormaligen Victoria-Gymnasiums ganz weit zurückblättert, stößt man unter den Absolventen auch auf den späteren Namensgeber der Schule, den Physiker, Physiologen und Erfinder des Augenspiegels Hermann Helmholtz (1821-1894).
Zu den Traditionsturnieren gehört wie selbstverständlich, dass aktive, reaktivierte oder zuschauende Teilnehmer anschließend nicht einfach auseinander gehen. Kloths Maxime nämlich lautet, dass zum Sport die Geselligkeit gehört. Die Klassenfahrten unter seiner Ägide sind Legende, seine Handball-Schüler brachte er mit Gleichgesinnten zusammen. So organisierte er vorbei an den darob ungehaltenen DDR-Behörden Sportvergleiche mit dem Petöfi-Gymnasium in Budapest. Und nach dem sportlichen Kräftemessen setzen sich auch die Oldies noch zusammen, erinnern sich bei einem Gläschen Wein oder Bier gemeinsamer Schul- und Sporterlebnisse, betrachten alte Fotos und „Devotionalien“.
Und treffen dabei mit heutigen Lehrern und Schülern zusammen, sprechen über die Arbeit im Freundeskreis Helmholtz-Gymnasium, an dessen Wiege 1991 etliche ehemalige Handballer standen. Denn: Sport treiben kann man ja überall – aber Handball und „Helmholtz“ gehören irgendwie zusammen
Das 40. Traditionsturnier des Helmholtz-Gymnasiums findet am 16. Dezember um 9 Uhr in der Ballsporthalle Luftschiffhafen statt.
Wolfgang Jasinski
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