Landeshauptstadt: Jubiläum im „Sonnenland“
Grüne Oase am Sternplaza feiert 75-jähriges Bestehen
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Am Stern - Sein 75-jähriges Bestehen feiert am Sonnabend das „Sonnenland“. Die idyllische Kleingartenanlage, umgeben von dem in 22 Etagen 73 Meter hoch aufragenden Sternplaza, Sterncenter, Autohaus und Wohnblocks, ist laut Flächennutzungsplan nun auf Dauer gesichert. Mit den Nachbarn leben die 35 Pächter in Eintracht – Sterncenter und Autohändler tragen durch Gutscheine bzw. den Sekt zum Anstoßen sogar zum Jubiläumsfest bei.
Das war nicht immer so, denn 1993 sollten die Gärten der Bebauung geopfert werden, weil laut Stadtverwaltung „Einkaufscenter, Industrie und Kleingärten nicht zusammenpassen“. Die Laubenpieper leisteten unter dem langjährigen Vorsitzenden Erhard Schacht erbitterten Widerstand und blieben schließlich erfolgreich. Als Bauherr des Sterncenters zeigte sich das Handelsunternehmen ECE kompromissbereit. Es beanspruchte zwar 23 Parzellen, ließ aber 20 unangetastet und trat zwei Landstreifen für die Anlage neuer Gärten ab. Sogar eine Lärmschutzwand wurde errichtet und eine Entschädigung gezahlt, so dass der Verein eine Wasserleitung bauen und Erdkabel für die Stromversorgung verlegen konnte.
Der Kampf um ihre Anlage hat die „Sonnenländer“ eng zusammengeführt. Und so gibt es hier im Gegensatz zu manch anderer Sparte keine Verstöße gegen die Gartenordnung, laut der ein Drittel der Fläche mit Obst und Gemüse zu bebauen sind. Auch Nachbarschaftsstreit oder Beitragsrückstände gibt es nicht. Von Schacht hat der neue „Kapitän“ Klaus Muß (61) demnach einen gut geführten Verein übernommen. Kapitän ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn als solcher steuerte Muß jahrzehntelang große Pötte der Deutschen Seereederei der DDR, nach der Wende dann eines Privatunternehmens, über die Weltmeere. Monatelang war er nicht zu Hause, und so trägt er im „Sonnenland“ als neuer Vorsitzender auch eine Dankesschuld an seine Frau ab, die den 1984 gepachteten Kleingarten meist allein bewirtschaften musste.
Das „Sonnenland“, in dem nach einer Zählung von Erhard Schacht 34 Singvogelarten leben, ebenso Frösche, Käfer und Schmetterlinge, ist die grüne Oase in dem Drewitzer Wohn- und Industriegebiet geblieben. Und so kann auch die 86-jährige Adele Schubert weiter ihr Gärtchen pflegen. Als sie es übernahm, stand dort statt einer Laube noch ein ausgedienter Eisenbahnwaggon. Sicher hat sie einige Tipps für die Vereinsmitglieder bereit, die beim Jubiläumsfest eine nostalgische Gartenmodenschau zeigen werden – mit Kopftuch und Kittelschürze, in den Händen Sense und Hacke. Damit erinnern sie an den 16. September vor 75 Jahren, als vor allem Lokomotivbauer von Orenstein & Koppel (in der DDR-Zeit Karl-Marx-Werk) einen Pachtvertrag mit dem Grundstückseigentümer Landwirt Haseloff unterzeichneten und mit der Anlage der Gärten begannen. Für Kaffee, Kuchen und ein kaltes Buffet, alles von den Mitgliedern selbst organisiert, ist auf der um 15 Uhr beginnenden „Mitbringparty“ bestens gesorgt, nur der Diskjockey für den abendlichen Tanz wurde von außerhalb gebucht. Neben den Mitgliedern sind auch deren Freunde und Bekannte und die Anwohner willkommen. E. Hoh
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