Landeshauptstadt: Jubiläum mit Verspätung
Entwicklungsträger Bornstedter Feld feiert heute zehn Jahre Stadtentwicklung
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Entwicklungsträger Bornstedter Feld feiert heute zehn Jahre Stadtentwicklung Von Günter Schenke Ein zehnjähriges Jubiläum mit zehnmonatiger Verspätung zu feiern – das ist ungewöhnlich. Der Entwicklungsträger Bornstedter Feld (ETBF) begeht heute „10 Jahre erfolgreiche Stadtentwicklung“, obwohl die Gründung der GmbH im November 1993 stattfand. Eine Jubiläumsfeier genau auf den Punkt hätte jedoch in einer denkbar ungünstigen Atmosphäre stattgefunden. Fast auf den Tag genau nach zehn Jahren nämlich hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs den ETBF-Geschäftsführer Volker Härtig geschasst, weil das „Vertrauensverhältnis irreversibel zerstört“ war. Selbst zum Zeitpunkt der Entlassung konnte Jakobs nicht umhin, Härtig eine gute Arbeit zu bescheinigen. Am Ende habe er es jedoch an „Loyalität und Verlässlichkeit“ fehlen lassen. Der Nachfolger Härtigs, Horst Müller-Zinsius, gleichzeitig Chef der Gemeinnützigen Wohn- und Baugesellschaft (Gewoba) und ihres Tochterunternehmens „Polo“ fand eine eingespielte Mannschaft vor und setzt, soweit ein Urteil nach neun Monaten möglich ist, im Wesentlichen die bisherige Linie fort. Es ist erstaunlich, dass trotz der Konjunkturflaute, die Ende der neunziger Jahre einsetzte, viele Visionen aus der Gründungszeit des Entwicklungsträgers Wirklichkeit geworden sind oder noch Wirklichkeit zu werden versprechen. Im Potsdamer Norden sind – das ist unter anderem der Bundesgartenschau 2001 zu danken – im wahrsten Sinne des Wortes die viel beschworenen „blühenden Landschaften“ entstanden. Im Text der ersten ETBF-Broschüre vom Februar 1994 heißt es: „1995 beginnt der Neubau von 600 Wohnungen, den ersten von geplanten 7000. Die Sanierung von 600 vorhandenen Plattenwohnungen beginnt. 15000 Einwohner werden hier einmal wohnen.“ Als diese Sätze geschrieben wurden, war das Internet in Deutschland noch nicht üblich. Auf der aktuellen Internetseite des Entwicklungsträgers steht heute: „Bis 2010 entsteht im ehemals militärisch genutzten Bornstedter Feld ein neuer Stadtteil für rund 15000 Einwohner mit fast 7000 Wohnungen in Eigenheimen oder Mehrfamilienhäusern. Hinzu kommen rund 5000 Arbeitsplätze ... und 2000 Studienplätze an der Fachhochschule Potsdam.“ Die Entwicklung ist nicht so rasch verlaufen wie es die ersten Visionäre wünschten. Immerhin aber leben heute bereits über 3000 Menschen im neuen Stadtteil. Mehr als 1500 Wohneinheiten sind fertig, entstanden zum Teil durch den Umbau von Kasernen. Nach ersten Jahren des Booms durchläuft der Entwicklungsträger derzeit eine Durststrecke: viel Land und zu wenig Bauherren. Im Zusammenhang mit dem „Stadtumbau-Ost Wettbewerb“ ist der Potsdamer Norden wegen der Verlangsamung der Entwicklungsmaßnahme gar zur Problemzone erklärt worden. Ein neues Konzept sollte alles richten – doch es ist noch nicht erkennbar.
Günter Schenke
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