Homepage: Judaist mit Protest erfolgreich Brandbrief für Neubesetzung einer Stelle
Das Schreiben hat es in sich. In einem Brandbrief an seine Kollegen hat ein Judaist an der Universität Potsdam in diesen Tagen öffentlich gemacht, dass eine Dozententstelle bei den Jüdischen Studien wegfallen soll.
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Das Schreiben hat es in sich. In einem Brandbrief an seine Kollegen hat ein Judaist an der Universität Potsdam in diesen Tagen öffentlich gemacht, dass eine Dozententstelle bei den Jüdischen Studien wegfallen soll. Sollte die Mitarbeiterstelle im Bereich jüdische Literaturen und Kulturen nicht wiederbesetzt werden, werde das 2007 gegründete Institut „inhaltlich schwer beschädigt“, erklärte Christoph Schulte, Professor für Jüdische Geistesgeschichte und stellvertretender Direktor des Instituts, in dem Brief, der den PNN vorliegt.
Wegfallen soll die Stelle von Willi Jasper, eines außerplanmäßigen Professors, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter jeweils zur Hälfte in der Germanistik und bei den Jüdischen Studien tätig war. Das Kollegium des Instituts für Jüdische Studien könne eine Streichung der Jasper-Nachfolge nicht tatenlos hinnehmen, hieß es nun in dem Brief. „Denn es wäre unverantwortlich, der Beschädigung des wissenschaftlichen Profils und der gravierenden Verschlechterung der Studiensituation am Institut für Jüdische Studien widerspruchslos zuzusehen“, so Schulte. Der Universitätsleitung müsse klargemacht werden, dass beim Wegfall der Stelle sie die wissenschaftliche und politische Verantwortung für die Konsequenzen trage. Die Hochschulleitung könne sich auch durch den Hinweis auf haushaltstechnische Details – „die sie dem Institut und der Philosophischen Fakultät über Jahre nicht zur Kenntnis brachte“ – nicht aus der Verantwortung stehlen.
Willi Jasper habe mit vier Lehrveranstaltungen im Semester wichtige Bereiche im Bachelor- und Masterstudium abgedeckt, erklärte Schulte. Die Literatur- und Kulturgeschichte sei der von den Studierenden am stärksten nachgefragte Bereich. Wenn dort ein wesentlicher Teil der Lehre und auch der Forschung wegbreche, könne kein ordnungsgemäßes Studium mehr stattfinden.
Auch andere frei werdende Stellen seien nicht wiederbesetzt worden, kritisiert Schulte: So wurden drei Potsdamer Judaisten, darunter Joachim Schlör, in den vergangenen Jahren an andere Unis berufen, das Institut erhielt keinen Ausgleich. Schulte forderte von der Unileitung einen Ersatz für Jasper. Andernfalls könne er „die Verantwortung für den fortschreitenden Ruin des Instituts für Jüdische Studien“ nicht länger übernehmen und stehe nicht für seine geplante Wiederwahl zum geschäftsführenden Direktor des Instituts bereit.
Schultes Hilferuf erreicht die Unileitung in schwierigen Zeiten. Gerade hat die brandenburgische Landesregierung wie berichtet eine Sparauflage von 6,5 Millionen Euro über die Hochschule verhängt. Unipräsidentin Sabine Kunst reagierte allerdings sofort. „Die Stelle wird zum Wintersemester neu besetzt“, sagte ein Sprecher der Uni Potsdam dieser Zeitung. Das sei von der Hochschulleitung beschlossen worden. Kix/ry
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