Landeshauptstadt: Jugendamt teilt sich auf
Drei Teams mit eigenen Budgets für Stadtteile
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Rund hundert Fälle, in denen das Jugendamt wegen verwahrloster Kinder eingreifen musste, gab es vergangenes Jahr in Potsdam. Um in solchen Fällen besser vorzusorgen und Tragödien wie den Tod des kleinen Kevin in Bremen zu verhindern, hat das Jugendamt der Stadt nun eine neue Struktur bekommen. Diese wurde gestern von Potsdams Sozialbeigeordneter Elona Müller und Jugendamtschef Norbert Schweers der Presse vorgestellt. Kern der Reform: Drei Regionalteams mit je rund 13 Mitarbeitern des Amts arbeiten nun quer über die Stadt verteilt und sollen damit mehr Bürgernähe demonstrieren. „Wir möchten mehr auf die Besonderheiten der einzelnen Stadtteile eingehen und so schneller reagieren können“, sagte Müller über die Ziele der Umgestaltung.
Die drei Teams sind dabei nach Sozialräumen eingeteilt. Eine Gruppe bleibt beim Stadthaus und ist von dort für Potsdams Mitte, Norden und Westen zuständig. Für Babelsberg und die äußeren Neubaugebiete wie Drewitz ist eine weitere Gruppe da, die im Bürgerhaus Sternzeichen in der Galileistraße eingezogen ist. „Das Neue an diesen Teams ist, dass sie über eigene Budgets verfügen“, sagte Müller. So könnte beispielsweise auch das dritte Team, das sich vom Sozialen Zentrum im Ginsterweg aus unter anderem um die Waldstadt und den Schlaatz kümmert, einzelne für sinnvoll erachtete Projekte mit Geldern unterstützen, so Müller. Die jeweilige Regionalleiterin eines solchen Teams sei dabei auch eine Art Kassenwart. „Wir haben für die Umstellung ein anderthalbjähriges Pilotprojekt am Ginsterweg als Vorlauf ausgewertet: Die Ergebnisse waren sehr gut“, so Müller. Drei Mitarbeiter im Jugendamt sollen nach ihren Worten dafür sorgen, dass bei allen drei Teams die gleichen Standards angewendet werden. Über die Höhe der zur Verfügung stehenden Gelder sollen künftig die Verwaltung und der Jugendhilfeausschuss gemeinsam entscheiden.
Insgesamt benötigten die Pläne, so die Verwaltungsleiter gestern, weder neues Personal noch zusätzliche Gelder. Allerdings bleiben Aufgaben wie Adoptionen oder die Zahlung von Unterhaltsvorschüssen weiter zentral in der Jugendamtsverwaltung organisiert. Fest stehen auch schon erste Details für den neuen Jugendhilfeplan, der für nächstes Jahr erarbeitet wird. „Er soll dann fünf Jahre gelten“, so Schweers. Den Jugendeinrichtungen der Stadt sicherte er Bestandsschutz zu.
Ferner bestätigte Müller, dass mit allen Trägern der Jugendarbeit Verträge zum Kinderschutz bestünden. „Fälle wie bei Kevin waren auf Fehler in der Informationskette zurückzuführen.“ Dieses müsste dicht geknüpft werden. Zudem hoffe sie, dass durch die neue Struktur des Amtes Bürger sich bei Verdachtsmomenten eher melden würden: „Lieber haben wir eine Meldung zu viel als eine zu wenig.“ HK
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