Landeshauptstadt: Jugendarbeit auf der Straße fällt weg
Stadt verlängerte Vertrag mit den ambulanten Suchthilfe-Vereinen Chill Out und AWO um ein Jahr
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Stadt verlängerte Vertrag mit den ambulanten Suchthilfe-Vereinen Chill Out und AWO um ein Jahr „Die Suchthilfe für Jugendliche muss neu überdacht werden.“ Mit der Neuregelung des ambulanten Sucht-Beratungsdienstes bleiben viele Jugendliche außen vor, erklärte der Geschäftsführer des Suchthilfe-Vereins Chill out, Frank Prinz-Schubert, gestern anlässlich der einjährigen Verlängerung des Vertrages zwischen Stadt und der von ihr beauftragten Suchthilfevereine Chill out und AWO im Stadthaus. Der neue Vertrag sichert den Einrichtungen für 2005 die gleiche Summe an Zuschüssen zu, die sie 2004 von der Stadt erhalten haben. Die AWO-Suchtberatungsstelle wird weiter mit 123 507 Euro unterstützt, die Suchtpräventionsarbeit von Chill out erhält 72 781 Euro. Der 2003 durch den Wegfall der finanziellen Unterstützung durch das Land entstandene „Not-Vertrag“ habe zwar in seinem ersten Jahr zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit der Suchthilfe-Vereine geführt, so Prinz-Schubert, doch gebe es bisher noch keinen Ersatz für die Arbeit auf der Straße, die der Verein geleistet habe, bevor er mit dem Vertrag Präventionsarbeit zu seinem Schwerpunkt machte. Mit dem Streichen der Länderzuschüsse hat der Verein rund 40 000 Euro weniger in der Kasse, eine der 2,5 Mitarbeiterstellen musste gestrichen werden, die Arbeit in der Szene, die Beratung von Jugendlichen vor Ort, auf der Straße, fiel ersatzlos weg. Früher hätten sich die Mitarbeiter in der Szene ausgekannt, dieser Kontakt aber gehe immer mehr verloren, berichtete Prinz-Schubert. Dazu trägt der Umzug des Vereins in das Haus der Jugend in der Schulstraße bei, die Videokamera-Überwachung am Haus und das die Eingangstür fast immer verschlossen ist, meint der Chill out-Geschäftsführer. Die Jugendlichen würden denken, nicht mehr einfach so anonym aufkreuzen zu können. Beratung für Jugendliche finde bei Chill out nur noch am Rande statt. Gewöhnlich verweist der Verein bei Nachfrage an die AWO-Stelle in der Berliner Straße, manchmal auch nach Berlin oder an Kliniken. Der Vertrag habe aber auch seine positiven Seiten. Der Verein habe bei seiner Präventionsarbeit erhebliche Fortschritte gemacht. Mittlerweile arbeitet Chill out mit zahlreichen Schulen zusammen, bietet Projektwochen, Workshops und Seminare für Lehrer, Eltern und Schüler an. Mindestens eine Veranstaltung in der Woche mit Vorbereitungen und Nachbereitungen haben die 1,5 Mitarbeiter auf dem Programm. Zahlreiche langfristige Projekte mit Schulen und Jugendeinrichtungen seien geplant, denn punktuelles Thematisieren sei viel weniger effektiv, erklärte Prinz-Schubert. Die Resonanz der Zielgruppen sei sehr groß. Bei der AWO tauchen seit der Neuregelung allerdings nicht viel mehr Jugendliche auf als früher, berichtete der Leiter der Beratungsstelle Rolf Müller. Jugendliche würden generell seltener die Beratung aufsuchen. Er zählt durchschnittlich 140 „Klienten“ im Monat, die Zahl sei in den letzten Jahren konstant geblieben. Es gäbe zwar weniger Geld als früher, auf die tägliche Arbeit habe sich das aber kaum ausgewirkt. Einen Schritt zu mehr Planungssicherheit und Kontinuität nannte gestern Sozialbeigeordnete Elona Müller die einjährige Verlängerung des Vertrages. Die Kooperation der Vereine verbessere den Service für die Betroffenen. M. Hartig
M. Hartig
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