Landeshauptstadt: Jugendclub wird zur Kasse gebeten
Seit Eingemeindung gelten in der Golmer Einrichtung in Trägerschaft des Chance e.V. jetzt Potsdam-Regeln
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Seit Eingemeindung gelten in der Golmer Einrichtung in Trägerschaft des Chance e.V. jetzt Potsdam-Regeln Von Winfried Gutzeit Golm. Das hätte sich beim Golmer Jugendklub vor einem Jahr keiner vorstellen können: Nach der neuen Potsdamer Regelung muss auch der Chance e. V. als Träger des Klubs ab sofort zehn Prozent der Betriebskosten selbst aufbringen. Das kommunale Gebäude kann der Verein weiterhin mietfrei nutzen. In den vergangenen Jahren hatten sich die Gemeinde Golm und die Stadt Potsdam die Betriebskosten geteilt, da der Jugendklub am Kuhforter Damm sowohl Golmern als auch Eichener Jugendlichen gleichermaßer offen steht. „Das sind 1500 Euro im Jahr, die wir jetzt aufbringen müssen“, sagte Geschäftsführerin Ulli Werner den PNN. Doch sei sie davon überzeugt, dass der Verein diese Mittel irgendwie beschaffen kann. Die Kürzung der Betreuer-Stellen bereite ihr aber Sorgen. „Potsdam hat im Eingliederungsvertrag versprochen, uns drei Sozialarbeiterstellen zu ermöglichen.“ Davon seien doch nur zwei übrig geblieben. Knapp 40 junge Leute nutzen den Jugendklub täglich, seit drei Jahren gehören auch die so genannten „Lücke-Kinder“ dazu. „Das sind die 10- bis 14-Jährigen“, erklärt Birgit Schulz den Begriff. Sie ist seit sechs Jahren im Klub, war vorher gut 20 Jahre lang Lehrerin. Im Golmer Klub gilt der Grundsatz: „Wer kifft, fliegt sofort raus.“ Natürlich können die beiden Betreuerinnnen den über 16-Jährigen das Rauchen nicht verbieten, doch beim Alkoholkonsum legen sie schon ein paar „pädagogische Hebel“ an. In den Abendstunden steht den über 18-Jährigen nur ein kleines Kontingent an Bier zur Verfügung. Aber das ist für die meisten der Jugendlichen ohnehin nicht der Anreiz für den tägliche Aufenthalt im Klub. Sie wollen einfach nur ihre Freunde treffen. Dazu kommen sie nicht nur aus Golm oder Eiche, auch aus Potsdam-West oder sogar vom Stern finden einige den Weg zum Kuhforter Damm. Alle paar Wochen nehmen die Computerfreaks für ein Wochenende das gesamte Gebäude mit ihrer LAN-Party in Beschlag. Da werden Computer herangeschleppt, alle miteinander vernetzt und von Freitagnacht bis Sonntag ohne Pause Strategiespiele gespielt. An anderen Wochenenden veranstalten die Älteren ihre Disco, worüber stets zuvor die Polizeiwache Nord informiert wird. Der Chance e. V. kam 1993 aus Bergholz-Rehbrücke nach Golm, als man auf der Suche nach einem neuen Domizil war. Als anerkannter freier Träger der Jugendhilfe eröffnete der Verein am Kuhforter Damm im Gebäude der ehemalige Kindergarten-Krippe-Kombination einen Freizeitladen. Mit Öko-Tagen, Naturgarten und Kochnachmittagen sorgte der Jugenklub bald für Abwechslung. Vor knapp drei Jahren konnte das Internet-Café durch den damaligen Bürgermeister Markus Krause eingeweiht werden. Am 1. Juni steigt nun wieder das große Sommerfest. „Dazu suchen wir uns immer einen Partner, diesmal ist es die Ludwig-Renn-Grundschule in Eiche“, erzählt Ulli Werner. Damit würden die Golmer sicher einen weiteren Schritt auf Eiche zu gehen, doch werde der Klub ohnehin von den Eichener Jugendlichen gut angenommen. Nahezu jeder zweite kommt von dort, das Alte Rad liegt ja nur einen Steinwurf entfernt.
Winfried Gutzeit
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