Landeshauptstadt: Julia S.: Zwei Angeklagte leugnen Tat Prozess gegen Linke gestern fortgesetzt
Im Potsdamer Antifa-Prozess haben gestern zwei der fünf Beschuldigten abgestritten, am Überfall auf den mutmaßlich Rechtsextremen Benjamin Oe. vor dem Café Heider beteiligt gewesen zu sein.
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Im Potsdamer Antifa-Prozess haben gestern zwei der fünf Beschuldigten abgestritten, am Überfall auf den mutmaßlich Rechtsextremen Benjamin Oe. vor dem Café Heider beteiligt gewesen zu sein. Zudem hat Julia S. von einem der Mitangeklagten ein Alibi erhalten. Dies berichteten den PNN gestern Prozessteilnehmer von Verteidigungsseite: Da die Verhandlungen vor dem Potsdamer Landgericht nicht öffentlich sind, gibt es nur sehr wenige Informationsquellen.
Die beiden ungenannten Beklagten hätten in ihrer Aussage die Situation in der Nacht vom 18. zum 19. Juni als „unübersichtlich“ geschildert: Nach einem bereits erfolgten Übergriff von Rechtsextremen auf Linke in Babelsberg soll laut den beiden Beschuldigten das Gerücht umgegangen sein, Rechtsextreme würden sich am Nauener Tor zusammenfinden, um von dort aus weitere linke und alternative Jugendliche anzugreifen. Deswegen hätten sich die beiden Beklagten zusammen mit Anderen in Richtung des Platzes begeben. Auf dem Weg dorthin sei eine aufgebrachte Menschenmenge auf einen der Beschuldigten plötzlich zugerannt, habe ihn gewürgt und festgehalten. Ein zweiter Beschuldigter – der den gesamten Abend zusammen mit Julia S. verbracht haben will – habe anschließend versucht, die wütende Menge ohne Erfolg zu beruhigen. Auch er sei später festgenommen worden. Julia S., die gestern auch zu den Geschehnissen in der Nacht befragt wurde, verweigerte laut Prozessteilnehmern ihre Aussage.
In dem Prozess wird gegen fünf Mitglieder der Potsdamer linken Szene wegen gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Politische Bedeutung hat das Verfahren, weil die Potsdamer Staatsanwaltschaft zunächst wegen versuchten Mordes ermittelte. Julia S. hatte deswegen als einzige Volljährige der Gruppe für fünf Monate in Untersuchungshaft gesessen. Der Fall hatte brandenburgweit für heftige Diskussionen gesorgt, auch weil die Staatsanwaltschaft Antifaschismus als Motiv für versuchten Mord wertete – und damit laut linken Gruppen Widerstand gegen Rechtsextreme kriminalisiert habe. Morgen wird der Prozess fortgesetzt. Dabei soll unter anderem die Jugendgerichtshilfe gehört werden. HK
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