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MEINE Woche: Jung in Potsdam

Ohne den Gutschein von meiner Oma, der mir einen Gratis-Eintritt in Potsdams Hochseilgarten ermöglichte, hätte ich diesen vermutlich bis heute nicht besucht. Um ehrlich zu sein, wusste ich bis vor zwei Wochen noch nicht einmal, dass es in unserer Stadt einen solchen Kletterwald gibt.

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Ohne den Gutschein von meiner Oma, der mir einen Gratis-Eintritt in Potsdams Hochseilgarten ermöglichte, hätte ich diesen vermutlich bis heute nicht besucht. Um ehrlich zu sein, wusste ich bis vor zwei Wochen noch nicht einmal, dass es in unserer Stadt einen solchen Kletterwald gibt. Woher auch? Normalerweise verbringe ich meine Freizeit so oft es geht im nahen Berlin. Natürlich ist das Angebot größer, aber ist es auch abwechslungsreicher? Bloß weil es statt viermal McDonalds etwa 400 Filialen gibt? Weil ich 10 000 günstige Schuhläden mehr finden kann als in Potsdam, wo jedes Paar von früh bis Mittag zu halten scheint?

Ich gebe ja zu: Ich finde mich weder in den vielen Straßen Berlins zurecht, noch bin ich alt genug für die wirklich „angesagten“ Clubs. Hinzu kommen Fahrtkosten von sechs Euro, die mich trotzdem nicht von der Metropole fernhalten. Vermutlich ist es ein Trend unter Potsdams Jugendlichen, jedoch für die „U18“ nichts weiter als eine schlecht durchdachte Angewohnheit. Der Grillabend in Potsdams Volkspark jedenfalls hat mir schönere Stunden beschert als der Besuch einer Berliner Eisdiele, wo wir das ach so coole, aber zeitgleich unerträglich laute Großstadtfeeling am Alexanderplatz teuer bezahlt haben. Von der Zeit, die für An- und Abfahrt mit der schlecht klimatisierten und unpünktlichen S-Bahn verschwendet wird, brauche ich gar nicht erst anzufangen. Energie und Motivation gehen schon vor dem Abenteuer, wenn zuvor überhaupt mit Verstand geplant wurde, verloren. Ich finde, das Leben ist zu kurz für solche Verschwendungen! Gibt mir doch Potsdam zusätzlich das angenehme Gefühl, zu Hause zu sein. Das sollte jeder genießen, denn man kann nie wissen, an welche Orte es einen in der Zukunft zieht – ob freiwillig oder nicht sei dahingestellt. Somit habe ich innerhalb von wenigen Tagen eine Erkenntnis erlangt, die ich vorher unter allen Umständen aus meinem Kopf verbannt hätte, oder mir schlicht verboten hätte, sie auszusprechen, um unangenehmen Sprüchen aus dem Weg zu gehen. Auch unsere Kulturstadt, meine Heimatstadt, kann bunt sein, kann viel bieten, wenn man sich nur informiert. Alles in allem bin ich mir sicher, dass es die Freunde sind, die mir jeden Tag besondere Momente schenken und dabei kommt es nicht darauf an, wo wir sind. Wieso nehmen wir also nicht das, was am nächsten liegt und uns am wenigsten kostet?

Marieluise Albrecht ist 17 Jahre alt und besucht das Humboldt Gymnasium.

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