Landeshauptstadt: Jungbad für Sanssoucis Terrakotten
Neue Methoden für Reinigung und Restaurierung der zerbrechlichen Kunstwerke
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Neue Methoden für Reinigung und Restaurierung der zerbrechlichen Kunstwerke Sanssouci. Die schon seit der Antike bekannten Terrakotten, aus Ton gebrannte Kunstwerke, Bauzierelemente und Architekturteile, erlebten Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Wiedergeburt. Sie sind mit Skulpturen, Vasen, Brunnenanlagen, Balustern, keramischen Friesen, Formziegeln u.a. vielfach an der um diese Zeit errichteten Neuen Orangerie von Sanssouci vertreten, ebenso findet sie der aufmerksame Betrachter u. a. an den Römischen Bädern, nahe dem Felsentor oder am Schloss Babelsberg. Karl Friedrich Schinkel hatte dieses gegenüber Marmor billigere „Ersatzmaterial“ empfohlen, und berühmte Architekten und Bildhauer wie Persius, Stüler, Hesse oder Christian Daniel Rauch gingen auf diese Empfehlung ein. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat damit vor allem aus der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV. und Wilhelms I. ein wertvolles künstlerisches Erbe übernommen, dessen Erhaltung nicht weniger problematisch und aufwändig ist als die der unter Witterungs-und Schadstoffeinflüssen zerbröselnden Kunstwerke aus Marmor. An der Oberfläche der Terrakotten bilden sich Krusten, Anlagerungen und Filme aus. Oft hässlich schwarz, beeinträchtigen sie nicht nur das Erscheinungsbild, sondern führen auch zu schweren Schäden. Sie verdichten die Oberfläche, verschließen deren Poren und stören so den Feuchtigkeitshaushalt. Frosteinwirkung kann dann, vor allem bei wegen der Standfestigkeit mit einem Betonkern gefüllten Terrakotten, zu Rissbildungen und schließlich zur Zerstörung führen. Wie die PNN von Chefrestaurator Christian Klenner erfuhren, hat die Stiftung deshalb ein groß angelegtes Vorhaben gestartet, um Wege für die Reinigung und Restaurierung der zerbrechlichen Kunstwerke zu suchen. Wichtigste Partner sind dabei die Studienrichtung Steinrestaurierung der Fachhochschule Potsdam unter Prof. Gottfried Hauff, die Amtliche Materialprüfungsanstalt Bremen und das in Gründung befindliche Institut für angewandte Forschung und Projekte in der Baudenkmalpflege von Sven Wallasch. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat dafür 113 000 Fördermittel bewilligt. Unter Anleitung der Skulpturenwerkstatt der Stiftung erfasst und bewertet eine Gruppe von Fachhochschulstudenten die Schäden sowohl vor Ort als auch an inzwischen ins Depot gebrachten Terrakotten. Sie vergleicht Methoden der Reinigung und leitet daraus Empfehlungen ab. Einen Zwischenbericht haben die Studenten bereits vorgelegt. Die Ergebnisse sollen 2004 in einem Seminar an der Potsdamer Fachhochschule vorgestellt und diskutiert werden. Wie Christian Klenner erläutert, ist die mechanische oder chemische Reinigung so problematisch, weil die dünnen Brennhäute an der Oberfläche der Terrakotten dabei nicht beschädigt werden dürfen. Dies würde den Schadensprozess nicht aufhalten, sondern noch beschleunigen. Deshalb werden die Krusten meist auch nicht komplett entfernt, sondern nur ausgedünnt, um wieder einen geregelten Feuchtigkeitshaushalt zu ermöglichen. Die Studenten konzentrieren sich auf zerstörungsfreie oder zerstörungsarme Untersuchungs- und Reinigungsmethoden. Dafür arbeiten sie auch an der Entwicklung eines so genannten Abrasimeters, mit dem auf kleiner Fläche sehr dünne Oberflächenbeschichtungen materialschonend vermessen werden können. Der Chefrestaurator hebt wie Prof. Hauff hervor, dass das Projekt von hohem Wert für die praxisnahe Ausbildung der Studenten ist, aber auch die Stiftung bei der Lösung des Problems voranbringt. Er hofft, dass Mitglieder der Gruppe nach ihrem Studienabschluss als Restauratoren weiterhin zur Verfügung stehen. Denn aus dem Projekt, das jetzt bis zu Teilrestaurierungen fortgeführt wird, sollen Maßnahmen abgeleitet werden, die den Terrakotten in Sanssouci ein ansehnliches Aussehen und Resistenz gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen sichern. E.Hoh
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