Landeshauptstadt: Junge Linden am Obelisk
1681 Gehölze kamen im Herbst in den Parks der Stiftung Schlösser und Gärten in den Boden
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37 Holländische Linden erleben am Eingang Obelisk ihren ersten Winter in Sanssouci. Unter Anleitung von Anne-Grit Reichelt, Fachbereichsleiterin des Parkreviers, tun die Gärtner alles, damit die gesetzten 10- bis 15-jährigen Jungbäume gut anwachsen. Die Stämme werden durch Stützgerüste gerade gehalten und sind mit Schilfmatten umwickelt - weniger, um sie vor Kälte zu schützen, sondern eher vor der Wintersonne, die bei starker Einstrahlung Risse in der Rinde verursacht. Die Abstände zum Altbestand wurden so gehalten, dass den jungen Bäumen ausreichend Licht und Luft für ihr Gedeihen bleibt. Eine weiträumiger Bodenaustausch verhindert, dass sich in der Erde verborgene Pilze und andere Baumschädlinge gleich wieder über die jungen Linden hermachen.
Die Idee, am heutigen Haupteingang in den Park eine Lindenallee zu pflanzen, hatte König Friedrich der Große. Dafür wählte er Tilia x intermedia aus, eine im 18. Jahrhundert in Holland gelungene Kreuzung zwischen Sommer- und Winterlinde, die sich durch geraden Stammwuchs und etwa gleiche Höhe auszeichnet, denn im Barock wurden in den Gartenanlagen bekanntlich strenge geometrische Formen bevorzugt. Die auch bei der jetzigen Neupflanzung erhaltenen Bäume stammen allerdings nicht mehr aus des Alten Fritzen Zeiten, sondern aus der Lennéschen Epoche Mitte des 19. Jahrhunderts und aus der Kaiserszeit um 1890. Auch damals wurde die ungewöhnliche Form der Allee bewahrt. Die Baumreihen stehen nicht parallel, sondern laufen konisch auf einen Punkt hinter dem Obeliskportal zu.
500 - 700 Euro kostet solch ein junger bereits etwa vier Meter hoher Starkbaum mit 20 - 25 cm Stammumfang. Allein für die Bastardlinden am Obelisken musste die Stiftung 23 000 Euro aufwenden, nicht gerechnet die Kosten für Transport und Pflanzung. „Leider werden diese Anstrengungen kaum wahrgenommen, während fast jede Fällung eines altersschwachen oder kranken Baums eine öffentliche Diskussion auslöst“, erklärte Dr. Jörg Wacker, der stellvertretende Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Die kleine Schar von 100 Gärtnern betreue zwischen Rheinsberg und Caputh nicht weniger als 55 000 Bäume und ungezählte Sträucher.
In diesem Herbst sind in den Stiftungsparks in Potsdam, Berlin und Brandenburg 1681 Gehölze gepflanzt worden. Der Spaziergänger könnte im Park Babelsberg zwischen Siegesäule und Fontänenplateau am Schloss oder zur Sternwarte hin 325 neue Bäume und Sträucher zählen, am Parkplatz nahe der Historische Mühle 190, auf der Pfaueninsel 167, mit denen u.a. Sturmschäden ausgeglichen wurden, und am Schloss Glienicke fast 300. Ein Schwerpunkt war der Park Charlottenhof, in dem vornehmlich im Bereich an den Römischen Bädern allein 85 junge Starkbäume ihren Platz fanden. Auch der Neue Garten ging nicht leer aus und erhielt unweit des Marmorpalais eine Gehölzgruppe mit 230 Blütensträuchern und einigen Bäumen. In Sacrow kamen 150 Sträucher in die Erde.
Buchen, Eichen, Linden und gebräuchliche Sträucher dominieren, doch kann Jörg Wacker unter den Neupflanzungen auch echte Bonbons nennen. Eine Papiermaulbeere im Italienischen Kulturstück (einem ehemaligen Nutzgarten) an den Römischen Bädern und ein Blauglöckchenbaum im Hof des Gartenkassenhauses gehören ebenso dazu wie die seltenen Straucharten Winterblüte, Maiglöckchenstrauch, Pimpernuss und der Chinesische Flieder, den Lenné besonders mochte.
Erhart Hohenstein
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