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Erneuter Rückhalt. VfL-Torwart Gabor Pulay.

©  Olaf Möldner

Sport: Jüngere im Tief

Rüdiger Bones geht mit den VfL–Handballern trotz des Sieges hart ins Gericht / Morgen Füchse-Spiel

Stand:

Rüdiger Bones hätte wahrscheinlich noch eine ganze Weile seine VfL-Handballer weiterkritisiert, wenn nicht die Technik für einen Cut gesorgt hätte. Ein lautes Fiepen, verbunden mit einem Mikrofonausfall, beendete am Freitag die öffentliche Manöverkritik des siegreichen Trainers nach dem 27:25 (15:13)-Erfolg gegen den TV Korschenbroich. Seine Einschätzung, „mit dieser Leistung gewinnste nicht mehr viel“, dürfte dabei der Hauptgrund für sein ausführliches Lamento gewesen sein. Bereits morgen (19 Uhr, Heinrich-Mann-Allee) empfängt Zweitligist VfL im DHB-Pokal die Füchse Berlin. Ein Sieg gegen das Erstliga-Topteam und häufigen Testspielgegner wäre zweifellos als Sensation einzuordnen.

In Bezug auf den Zweitliga-Alltag ließ er kaum einen Stein auf dem anderen. „Wenn ich das erwartet hätte, wäre ich zu Hause geblieben“, startete er in die Pressekonferenz, und sein Ärger war trotz des Sieges verständlich. Zu viele freie Bälle hatte der VfL liegengelassen, besonders dann, als er nach 48 Minuten beim Stand von 25:20 schon fast auf der Siegerstraße waren. Aber nicht nur die 350 Zuschauer schienen sich sicher; auch die Potsdamer Spieler hinterließen den Eindruck, als könnte nichts mehr anbrennen, und agierten entsprechend leichtfertiger. Sechs Fehler und vier freie Würfe hatte Bones in jenen zwölf Minuten gezählt, als der TVK offensiver deckte und Tor um Tor aufholte. Erst Enrico Bolduan erlöste zehn Sekunden vor dem Abffiff die Gastgeber mit dem 27. Treffer.

Neben der Chancenverwertung wurde Bones aber grundsätzlicher. Das Lob für den überragenden Gabor Pulay, für den er 16 Paraden bereits in der ersten Hälfte gezählt hätte, verband er mit viel Kritik an einigen der jungen Spieler. Die Leistung, die der Älteste abgerufen hat, sollte den Jüngeren zu denken geben. „Wir müssen in dieser Liga mit Druck umgehen. Druck ist normal“, sagte Bones. Besonders auf Linksaußen kamen erst Florian Schugardt, dann Marvin Sommer mehrmals nicht am ebenfalls guten TVK-Keeper Oliver Mayer vorbei. Erst Stephan Mellack brachte zeitweise die Treffsicherheit von dieser Position zurück, ehe auch er nicht mehr traf. „Wir haben Potsdam von links werfen lassen und die Mitte verstärkt“, sagte TVK-Trainer Jörn Ilper, der vor allem die größere Kaltschnäuzigkeit der Potsdamer als entscheidend für deren Sieg ansah.

„Wenn sie cleverer gewesen wären, hätten wir verloren“, meinte Bones, der nach dem Spielverlauf einen deutlicheren Sieg erwartet hatte. Und irgendwo in Bones' vielen kritischen Aussagen wirkte „das einzig Positive“ wie versteckt: „die zwei Punkte“.

Nicht ganz so negativ sah Kreisläufer Alexander Urban das Freitag-Spiel. Hätte der VfL mit vier oder fünf Toren Unterschied gewonnen, wäre die Kritik nicht so ausgefallen. Der VfL ist auch nie in Rückstand geraten, betonte Urban. „Einige sind in einem kleinen Tief“, schätzte er ein. Nach seiner Erfahrung behebt Weitermachen das Problem besser, als wenn man Druck aufbaut. „Sie müssten ein bisschen an sich arbeiten wollen und den Kopf nicht zu sehr hängen lassen“, sagte er. Dass das Pokalspiel vielleicht bereits die Konzentration beeinträchtigt habe, glaubt Urban nicht. Die Füchse seien öfter Gegner in der Vorbereitung gewesen. „Wir werden wahrscheinlich nicht weiterkommen, die Füchse sind eine ganz andere Welt“, blieb er auch hier Realist.

Ingmar Höfgen

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