
© M. Thomas
Von Eva Ziebarth: Junior-Parlament vor Gründung
Der neu gegründete Potsdamer Jugendrat lädt nächsten Donnerstag zu einem Info-Abend in das KuZe
Stand:
„Die Jugend in Potsdam steht hinten an“, sagt Marcel Vortisch und nimmt – als wolle er den Frust hinunterspülen – einen großen Schluck aus seinem Colaglas. Ihm fehlen Freiräume, und das nicht erst seit der Schließung des Jugendkulturhauses „Spartacus“ in der Schloßstraße vor gut einem Jahr. Schon während der Debatte um die Zukunft von Potsdams Jugend- und Soziokultur hatte der 17-jährige Banklehrling öffentlich mit dem Gedanken an ein Jugendparlament gespielt. Aus der vagen Idee ist mittlerweile ein Jugendrat mit 15 Mitgliedern entstanden. Mit einem Informationsabend im Studentischen Kulturzentrum (KuZe) in der Hermann-Elflein-Straße möchte sich das selbst organisierte Gremium am kommenden Donnerstag, dem 23. April, einem breiteren Publikum vorstellen und weitere Mitstreiter gewinnen.
Auf dieser ersten, größer beworbenen Veranstaltung des Potsdamer Jugendrats können sich junge Leute aus Potsdam und Umgebung über die Arbeit des Junior-Parlaments informieren und eigene Themenvorschläge einbringen. „Auf diese Weise möchten wir junge Menschen für unsere Jugendbeteiligungsgruppe begeistern“, erklärt Raphael Rösner, ebenfalls Mitglied im Jugendrat. Für Politik hat sich der 20-jährige Voltaire-Schüler nicht immer interessiert. Erst in den vergangenen Jahren begann der Abiturient politische Magazine zu lesen. Auch wenn der schlanke, junge Mann mit der schwarzen Schirmmütze wahrlich nicht wie ein Politiker aussieht, reden kann er schon wie ein echter Staatsmann: „Wir haben nicht das Recht uns über Dinge aufzuregen, wenn wir nichts dafür tun, um sie zu ändern.“
Seit zwei Monaten arbeiten die Jugendlichen im Alter von 16 bis 22 Jahren nun schon an der konkreten Umsetzung des Gremiums. Die Aufgaben des künftigen Potsdamer Jugendparlaments scheinen allerdings noch recht abstrakt: Mit Hilfe des Parlaments sollen die Interessen aller Jugendlichen der Stadt Potsdam und ihrer Ortsteile gebündelt und gegenüber kommunalen Entscheidungsträgern vertreten werden. Obwohl sich das Mitspracherecht des geplanten Jugendparlaments in erster Linie auf jugendrelevante Themen beschränken soll, können sich Marcel und Raphael auch eine politische Einflussnahme auf Bereiche, die nicht unmittelbar mit der Potsdamer Jugendkultur zusammenhängen, vorstellen. Das Schaffen und Erhalten von Freizeitangeboten wie Sportplätzen und legalen Sprayerwänden stehen jedoch ganz oben auf ihrer Wunschliste. Außerdem weisen die beiden Jungparlamentarier darauf hin, dass es ihnen nicht nur darum gehe, Forderungen zu stellen. Im Gegenteil: „Wir möchten ein Partner der Stadt werden.“ Doch eine Kooperation basiert bekanntermaßen auf der einfachen Regel: Geben und Nehmen. Die Antwort auf die Frage, was ein Jugendparlament der Stadt Potsdam geben kann, kommt zögerlich. „Zufriedene und politisch aktive Jugendliche“, sagt Raphael. Darüber hinaus könne die Stadt im Gegenzug ihre Bittschriften direkt an den Jugendrat richten. Noch steckt die inhaltliche Arbeit des Jugendrates allerdings in den Kinderschuhen. Auch der Titel „Jugendrat“ sei zunächst nur vorläufig, erklärt Marcel.
Die Finanzierung ist aber schon sicher. Getragen wird das Projekt „Jugendparlament“, von denen es im Land Brandenburg bereits 16 real existierende gibt, von der Landesstelle für demokratische Jugendbeteiligung, die dem Jugendrat auch Versammlungsräume in der Benzstraße zur Verfügung stellt. Dort soll demnächst auch ein Vorstand gewählt werden. Stimmberechtigt ist jeder Jugendliche im Alter von 13 bis 27 Jahren, der zweimal in Folge an den Sitzungen des Jugendrates teilnimmt und diese Mitarbeit weiterführt.
Den Erfolg des Jugendrats, der sich selbst als überparteilich und damit vielseitig bezeichnet, machen die beiden von der Stadtverwaltung abhängig. Raphael sagt: „Nur wenn die Stadt mit uns arbeitet, können wir mit ihr arbeiten.“
Info-Treffen Jugendrat: Donnerstag, 23. April, 17.30 Uhr im KuZe in der Hermann-Elflein-Straße
Eva Ziebarth
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