Landeshauptstadt: Jury fordert Konsequenzen
Röder: „Jakobs war von Beginn an informiert“ / Stadt soll 6000 Euro für Bücher von Andreas Maier ausgeben
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Röder: „Jakobs war von Beginn an informiert“ / Stadt soll 6000 Euro für Bücher von Andreas Maier ausgeben Im Potsdamer Theaterstadl um das gescheiterte Literaturstipendium gibt es einen neuen Akt. Vier Mitglieder der siebenköpfigen Jury, die das Stipendium im Namen der Stadt und der Kulturhauptstadt Potsdam 2010 GmbH vergaben, forderten gestern weitere personelle Konsequenzen in der Verwaltung. Buchhändler Carsten Wist bezeichnete die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer, Kulturkoordinatorin Rosemarie Spatz und Ex-Kulturamtschef Gerhard Meck als „Trio des Grauens“. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs wurde zudem zur Last gelegt, von Beginn an über die Vorgänge informiert gewesen zu sein, jedoch nicht eingegriffen zu haben. Als Entschädigung für den materiellen und immateriellen Schaden des renommierten Autors fordern die Jury-Mitglieder Hanne Landbeck, Lonni Neumann Wist und Röder nun die Stadt Potsdam auf, das Stipendium in Höhe von 6000 Euro in den Kauf der Romane von Maier zu investieren. Die Bücher sollen dann für eine zweite Aktion „Eine Stadt liest ein Buch“ zur Verfügung gestellt werden. Maier, der sein gewonnenes Literaturstipendium nach Querelen mit dem Kulturamt und hiesigen Wohnungsbaugesellschaften nicht antrat, hat es zuletzt abgelehnt, die ihm nachträglich angebotene Summe von 6000 Euro anzunehmen. Zuletzt scheiterte auch das geplante Zusammentreffen von Maier und Jakobs. Während der Literat keine definitive Zu- oder Absage der Stadt zum Treffen erhielt und daher nicht erschien, blieb Jakobs laut einer Pressesprecherin der Stadt wegen anderer Termine fern – jedoch ohne Maier telefonisch erreicht zu haben, heißt es. Nun soll ein neuer Termin für das angekündigte Treffen gefunden werden. Die Bemühungen zur verwaltungsinternen Aufklärung der Stipendiumstragödie geht den vier bei der Pressekonferenz anwesenden Jury-Mitgliedern nicht weit genug. „Herr Meck ist in diesem Fall ein unkündbares Bauernopfer“, sagte Röder. Der bisherige Kulturamtsleiter bleibt vorerst beurlaubt und wird nicht mehr im Bereich des Kulturamtes arbeiten, heißt es aus der Verwaltung. Als weitere Konsequenz wird die künftige Vergabe von Stipendien vollständig der Kulturhauptstadt Potsdam 2010 GmbH übertragen. Gabriele Fischer übernahm zuletzt die volle politische Verantwortung für die Misere, schloss einen Rücktritt aber aus. Nun erwartet sie in der Stadtverordnetenversammlung im Februar ein Missbilligungsantrag der CDU, der sowohl von der SPD als auch von Bündnisgrünen und BürgerBündnis unterstützt wird. Kritik übten die Jurymitglieder, allen voran Hendrik Röder, an der Idee, Kultur in den Neubaugebieten zu integrieren. Dies sei ein „postsozialistischer Versuch“ und „grotesk“. Die Plattenbauviertel und die Installation von Kultur darin sind Teil der Potsdamer Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010. Die mangelnden Kulturangebote in den Plattenbauvierteln sind laut der Jury-Vorsitzende Hanne Landbeck hausgemacht. Permanente Einsparmaßnahmen hätten dazu geführt, dass es keine Kultur im Kirchsteigfeld (KIK) mehr gebe und auch das Angebot des Bürgerhauses am Schlaatz wenig kulturorientiert sei. jab
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