Landeshauptstadt: Kaffeefahrt statt Kult-Fest
Innenstadtfest krankte an altbekannten Problemen
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Innenstadtfest krankte an altbekannten Problemen Innenstadt. Wozu eine Kaffeefahrt machen, wenn man das beste Fensterputzmittel seit Erfindung des Scheuersands doch auf der Brandenburger Straße bekommt? Mag die Innenstadt Kult sein, das Stadtfest am vergangenen Wochenende zwischen Luisenplatz und Friedrich-Ebert-Straße war es nicht. Werbeverkaufsveranstaltungen für Putzmittel, großflächige Vorführungen von Staubsaugern und Bügel-Darbietungen fanden sich an jeder Ecke, gediegene Angebote, „kult“-urvolle Beiträge und angenehme Flanierstimmung suchten sichtlich genervte Besucher den Tag über so gut wie vergebens. Dabei wollte man bei den Initiatoren der AG Innenstadt Potsdam doch endlich mal alles richtig machen. Weniger Flohmarktware und Produktpräsentationen, dafür mehr Fest und Spiel und Spaß, so war die Wunschvorstellung an den Organisator, der Agentur Coex. Und in einigen Momenten, die bei der Fülle des altbekannten Einheitsbreis, wie unbeabsichtigt wirkten, gelang dies auch. Die Salsa-Nacht am Luisenplatz am Samstag war solch ein Glücksgriff. Die dänischen Musiker der Band Salsaloca ließen für den Abend wirkliche Feststimmung auf dem Luisenplatz aufkommen. Doch es überwogen wieder einmal die unpassenden Angebote beim Innenstadtfest, was Besucher teils frozzelnd, teils verärgert lauthals kundtaten und sich sehnsüchtig nach dem erstbesten Ausweg aus Schlager-CDs, Duftkerzen und Armbanduhren umschauten. Schade für die kleinen Gewerbetreibenden, die sich wirklich mühten um Originalität, Außergewöhnlichkeit und Regionalität. Gegen mikrofonverstärkte Werbeslogans vom schlierenfreien Fensterputzmittel kamen diese meist nicht an. Bedauerlich auch für die Innenstadt selbst. Letztlich gab es üppige Alternativangebote für wirklich Feierwillige. Das Verweilen auf der Flanier-, oder besser Verkaufsshow-Meile fiel dem Großteil der Besucher schwer. Und so blieben die Sitzbänke der Bier- und Bratwurststände häufig ungenutzt. Dafür füllten sich die Biergärten der umliegenden Kneipen rasch. Wenigstens die Gastronomen außerhalb des Lärmbereiches profitierten vom fehlenden Kult der Innenstadt.
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