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Landeshauptstadt: Kaiser-Apfel auf Bürgerteller

Die Babelsberger Hofgärtnerei soll wiederhergestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden

Von Sarah Kugler

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Babelsberg - Knackig und saftig ist er. Dezent säuerlich mit einem süßen Abgang. Doch noch kommt kaum jemand in den Genuss des Kaiser-Wilhelm-Apfels, der zurzeit reif und etwas verloren an den Obstbäumen in der Hofgärtnerei im Park Babelsberg hängt. Um das zukünftig zu ändern, soll die Hofgärtnerei, die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, wieder in Betrieb genommen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zu diesem Zweck hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) einen Kooperationsvertrag mit dem „Förderer der königlichen Hofgärtnerei e.V.“ geschlossen. Am gestrigen Mittwochnachmittag fand die offizielle Vertragsunterzeichnung in der Babelsberger Hofgärtnerei statt. „Wir haben hier die größte und schönste Hofgärtnerei und ich bin sehr froh, dass sie langsam wieder wachgeküsst wird“, sagte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der SPSG. „In diesem Zusammenhang freue ich mich sehr, dass wir nun einen ersten Förderverein explizit für Babelsberg als Unterstützer haben.“

Im Jahr 2012 hat sich der Verein „Förderer der königlichen Hofgärtnerei“ auf Initiative des Radiologen Alwin Scholz gegründet. Inzwischen zählt der gemeinnützige Verein 15 aktive Mitglieder, die in Potsdam und Berlin leben. „Um die Gewächshaus- und Gartenanlagen wiederherzustellen wird es einiges an Entwicklungsarbeit bedürfen“, so Scholz. „Langfristig soll sie aber wieder instand gesetzt werden und vor allem Besuchern zugänglich sein.“ Um letzteres gewährleisten zu können, wird als erste Maßnahme die Wiederherstellung des Eingangstores im hinteren Teil der Anlage in Gang gesetzt. Die historische Pforte ist in ein Gewölbe eingebettet, dessen Mauerwerk gesichert werden muss, bevor der Zugang wieder in Betrieb genommen werden kann. „Das Gewölbe dient wie auch die Lepère’schen Mauern dahinter als Windfang“,erklärte Dirk Dorsemagen, Bereichsarchitekt der SPSG. „Somit wurden die in diesem Bereich angepflanzten Aprikosen- und Pfirsichbäume geschützt.“ Die Eingangspforte beherbergt außerdem den Zugang zum sogenannten Schubkarrengang, wie Dorsemagen sagte. „Das ist ein glattgepflasterter Weg, den die Gärtner mit ihren Schubkarren problemlos befahren konnten.“ Insgesamt 10 000 Euro wird die Instandsetzung des Tores kosten. Mit der Fertigstellung rechnet der Verein in ein bis zwei Jahren.

Nach und nach soll dann auch die restliche Hofgärtnerei wieder instand gesetzt werden. Bereits im vergangenen Jahr und in der ersten Hälfte dieses Jahres hat die Potsdamer Urania Schulhaus GmbH in Kooperation mit dem Jobcenter jeweils fünf Monate lang an der Pflege der Hofgärtnerei gearbeitet. In Handarbeit wurde Wildwuchs beseitigt, die Rasenanlagen kultiviert und historisches Pflaster – wie der Schubkarrengang – freigelegt.

Die Hofgärtnerei war im 19. Jahrhundert einer der Hauptobstlieferanten für die königliche Tafel. Derzeit ist Katrin Schröder, Kustodin der Gartendenkmalpflege, dabei, die noch erhaltenen Obstbäume zu bestimmen. Darunter befinden sich Aprikosen-, Pflaumen-, Birn- sowie Sauer- und Süßkirschbäume. Und natürlich der Kaiser-Wilhelm-Apfel, der zukünftig vielleicht wieder seinen Weg auf die Potsdamer Tische finden wird.

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