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Im Neuen Palais spenden 25-Watt- Glühlampen ihren milden Schein  in Zukunft könnte dies problematisch werden.

© Andreas Klaer

Von Erhart Hohenstein: Kaiser Wilhelms Glühbirnen

Was wird nach der EU-Verordnung über Sparlampen mit der Beleuchtung in Potsdams Schlössern?

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An Kronleuchtern und auf Wandarmen spenden im Neuen Palais 25-Watt- Glühlampen ihren milden Schein. Bei abendlichen Spezialführungen setzen etwa 1110 davon die Räume des Königsschlosses in gedämpftes Licht. Dabei verbrauchen sie rund 33 Kilowattstunden. Doch die herkömmlichen Glühbirnen sollen laut EU-Verordnung bis 2012 Sparlampen Platz machen. Das bedeutet für Dr. Käthe Klappenbach, in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Kustodin für historische Beleuchtungskörper, durchaus ein Problem. Die modernen Sparlampen leuchten nämlich für die Schlossräume zu hell und zu grell.

Kaiser Wilhelm II., der das ab 1763 unter Friedrich dem Großen erbaute größte Potsdamer Königsschloss als Sommerresidenz nutzte, hatte es 1911 elektrifizieren lassen, so auch die Kron- und Wandleuchter. 2682 Glühbirnen, meist zu 15 Watt, wurden installiert. Außerdem gab es weiterhin 115 Gas- und 94 Petroleumlampen. 2011 ist für diese Elektrifizierung als Bestandteil des denkmalgeschützten Welterbeschlosses also ein Jubiläumsjahr. Dann soll die Beleuchtung den gleichen milden, auf die historischen Räume abgestimmten Charakter haben wie zur Kaiserzeit.

Wie dies mit modernen Sparlampen erreicht werden kann, ist noch nicht geklärt. „Was die Lichtmengen und die Beibehaltung der Form betrifft, haben wir unsere Vorgaben genannt“, sagt Käthe Klappenbach. Dazu gibt es Forschungen und den Erfahrungsaustausch unter anderem in der Internationalen Kronleuchtervereinigung „light & glass“, der die Potsdamerin als wissenschaftliche Beraterin angehört. Vielleicht könnte eine Dimmung (das stufenlose Absenken der Lichtmenge) die Lösung bringen, wie sie im Grottensaal des Palais angewandt wird. Auch für die Laternen im Außenbereich des Palais ist es bereits gelungen, annähernd die Werte der früheren Gasbeleuchtung einzuhalten. Kronleuchterexperte Michael Borowski berichtet von originalgerechten Kerzenlampen, bei denen sich die Lichtquelle im Schaft befindet, so dass nur mildes Licht abgestrahlt wird. Die französischen und skandinavischen Hersteller verlangen dafür allerdings zurzeit Preise, die von der Stiftung nicht bezahlt werden können.

Glücklicherweise betrifft das Lampenproblem nur wenige Stiftungsschlösser, in Potsdam neben dem Neuen Palais allein Cecilienhof. Dort sei die Situation aber etwas anders, da beim Bau 1913 das elektrische Licht schon eingeführt war, erklärt Schlosskastellan Harald Berndt. Zudem wurden 1945, als der kronprinzliche Landsitz Ort der Potsdamer Konferenz war, einige dieser Anlagen verändert. Heute sind die damals aus der Sowjetunion herbeigeschafften Leuchter im Konferenzsaal der „Großen Drei“ Truman, Stalin und Attlee mit allerdings kaum sichtbaren Sparstrahlern ausgestattet. Für die Wohnung des Kronprinzenpaares, wo sich die originalen Beleuchtungskörper erhalten haben, gelte aber die gleiche Forderung wie für das Neue Palais, betonte Berndt.

Im Laufe der letzten Jahre sind auch für andere Schlösser, so in Sanssouci für die Neuen Kammern, historische Kronleuchter aus friderizianischer Zeit restauriert worden. Ohnehin nie elektrifiziert, dienen sie der Wiederherstellung des ursprünglichen Raumeindrucks. Die Beleuchtung wird hier wie in anderen Stiftungsschlössern durch stilwidrige Stehlampen gewährleistet, deren Ablösung dringend geboten scheint. Dazu sollen, wie Käthe Klappenbach ankündigt, für die Schlösser „Lichtkonzepte“ ausgearbeitet werden.

Von der Elektrowerkstatt der Stiftung werden jährlich etwa 8000 Glühbirnen ersetzt, ein Drittel davon sind die kurzlebigen 25-Watt-Lampen der historischen Beleuchtung im Neuen Palais.

Was die Beleuchtungskörper in Büros und Werkstätten betrifft, gebe es keinerlei Probleme mit der neuen EU-Verordnung, verdeutlicht Mathias Büge, in der Schlösserstiftung Referatsleiter für Liegenschaften und Innere Dienste. Schon seit Jahren werden defekte Glühbirnen hier durch Sparlampen ersetzt. Zudem fährt die Stiftung mehrere Energiesparprogramme, die durch die vom Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin zugesagten Sondermittel sowie die neu aufgelegten Konjukturprogramme ermöglicht werden. Dazu gehört unter anderem die energetische Sanierung der Außenhülle von Schloss Babelsberg.

Erhart Hohenstein

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