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Von Jan Brunzlow: Kaltmieten in Altbauwohnungen stark gestiegen Neuer Potsdamer Mietspiegel vorgelegt, Hausbesitzer kritisieren späte Veröffentlichung

Die Wohnraummieten in Potsdam sind in den letzten beiden Jahren in fast allen Wohnungskategorien deutlich gestiegen. Der gestern vorgelegte qualifizierte Mietspiegel 2010 der Landeshauptstadt weist dabei vor allem für Altbauwohnungen im un- und teilsanierten Zustand Preissteigerung von bis zu 55 Prozent bei den Kaltmieten aus.

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Die Wohnraummieten in Potsdam sind in den letzten beiden Jahren in fast allen Wohnungskategorien deutlich gestiegen. Der gestern vorgelegte qualifizierte Mietspiegel 2010 der Landeshauptstadt weist dabei vor allem für Altbauwohnungen im un- und teilsanierten Zustand Preissteigerung von bis zu 55 Prozent bei den Kaltmieten aus. „Das ist das Ergebnis von Angebot und Nachfrage“, sagte Reinhard Schuster vom Babelsberger Mieterverein. Er wünsche sich zwar keine Mieterhöhungen, aber die Realität sähe anders aus. Vor allem Wohnungen, die in einem schönen Umfeld liegen, seien besonders beliebt und könnten teurer vermietet werden, erklärte Gunter Knierim vom Grundstücksbesitzerverband „Haus & Grund“ Potsdam den Anstieg. Anhand des Mietspiegels können Mieter kontrollieren, ob sie zu viel Miete bezahlen – für Hausbesitzer ist es ein Instrument der Mietanpassung.

Der Mietspiegel der Stadt ist nach zwei Jahren überarbeitet worden und listet die durchschnittlichen Preise für Kaltmieten bei Neuvermietungen und Anpassungen in der Stadt auf. Mehr als 20 000 Datensätze seien in die Bewertung eingeflossen, sagte die Sozialdezernentin Elona Müller. Unterteilt ist der Mietspiegel in vier verschiedene Zeiträume, in denen die Häuser mit Mietwohnungen gebaut wurden, sowie Unterkategorien der Ausstattung und Wohnungsgrößen. Die durchschnittlichen Preise variieren zwischen 2,96 Euro pro Quadratmeter für eine große, teil ausgestattete Altbauwohnen bis hin zu acht Euro in einer kleinen Neubauwohnung nach aktuellen Energiestandards. Normal gilt, nach einer Sanierung wird die Kaltmiete teurer, weil die Mieter Betriebskosten sparen, so Müller.

Ein Paradoxon weist der Mietspiegel für die Stadt daher aus: Bei Altbauten sind die kleineren, unsanierten Wohnungen teurer als teilsanierte. Und auch Wohnungen in zwischen 1949 und 1970 erbauten und inzwischen teilsanierten Häusern sind inzwischen teurer als in vollsanierten. Der Preisanstieg bei teilsanierten Altbauwohnungen zwischen 40 und 60 Quadratmetern liegt bei 17 Prozent (Altbau) und 33 Prozent (Häuser von 1949 bis 1970 errichtet). „Da fragen wir uns auch immer, warum teilsanierte Wohnungen teurer als sanierte sind“, sagte Hans-Joachim Böttche, Bereichsleiter Wohnen in der Stadtverwaltung. Auch da gelte das Prinzip des Wohnortes und des Wohlfühlfaktors der Mieter, der in der Preistabelle des Mietspiegels keine Rolle spielt.

Eine zu undifferenzierte Betrachtung der Umgebung kritisiert auch die Vereinigung der Grundstücksbesitzer: Die Wohnung in einem Gründerzeithaus an einer großen Ausfahrtstraße in Potsdam-West wird genauso bewertet wie die in einer Nebenstraße in der Innenstadt – eine größere Differenzierung wäre laut Knierim aus Sicht der Grundstücksbesitzer wünschenswert. Knierim, zugleich Rechtsanwalt, hat einen eigenen „Mieterhöhungs- Guide“ veröffentlicht. Darin erhalten Hausbesitzer unter anderem Tipps, wie Mietpreiserhöhungen korrekt durchgesetzt werden können. Zudem kritisiert Knierim darin die Stadt dafür, dass die Veröffentlichung des Mietspiegels erst ein dreiviertel Jahr nach dem Ende der Datenerhebung erfolgte. „Der – unnötig späte und offenbar kommunalpolitisch motivierte – Zeitpunkt der Veröffentlichung erst Ende Oktober nimmt dem Mietspiegel ein Stück seiner Aktualität“, so Knierim. Die Nachteile, die der Anwalt darin für die Hausbesitzer sieht: Zu einem früheren Zeitpunkt mögliche Mieterhöhungen mussten aufgeschoben werden.

Ob die Mieten künftig weiter steigen, hänge laut Knierim auch von den künftigen Flugrouten zum Hauptstadtflughafen in Schönefeld ab. Mieter könnten aus den Anflugschneisen wegziehen, Hausbesitzer können ihr Haus und Grundstück nicht einfach mitnehmen, so Knierim. Sie müssten mit Wertminderungen leben.

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