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Fünf Minuten. Die Babelsberger TV-Produktionsfirma Ufa sucht derzeit bei einem offenen Casting nach neuen Gesichtern für Fernsehserien. Die Produzenten rechnen mit insgesamt bis zu 150 Bewerbern. Natali Juhasz kam extra aus Dessau zum Vorsprechen – die Aufnahme dauerte knapp fünf Minuten.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kamera läuft

Die Babelsberger Ufa sucht mit einem Casting Gesichter für TV-Serien. Natali Juhasz ist extra aus Dessau angereist

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Der Traum von der großen Fernsehkarriere beginnt im Warteraum. Dort sitzt Natali Juhasz. Die 25-Jährige ist an diesem Donnerstagvormittag aus Dessau nach Babelsberg angereist, um am Casting der Fernsehproduktionsfirma Ufa teilzunehmen. Von dem Termin hat sie erst vor ein paar Tagen durch ihre frühere Tanzschule erfahren. „Ich bin gar nicht so doll aufgeregt. Wenn man zu nervös ist, kann es passieren, dass man verkrampft und unnatürlich wirkt“, sagt sie.

Frische und unentdeckte Gesichter für neue Serien sucht die Babelsberger Produktionsfirma, die sich mit Fernseherfolgen wie „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ oder „Das Supertalent“ einen Namen gemacht hat. Es ist der erste von zwei offenen Casting-Terminen, gefragt sind Frauen und Männer zwischen 18 und 30 Jahren, die im Optimalfall schon Model- oder Moderationserfahrung haben. „Aber es müssen nicht unbedingt immer Leute mit einer abgeschlossenen Schauspielausbildung sein. Viele werden bei einer solchen Schauspielschule nicht aufgenommen, haben aber trotzdem viel Talent“, sagt Jonas Baur, Development Producer.

Eigentlich handele es sich eher um eine Art Scouting, sagt er. Alle Bewerber werden in eine Datenbank aufgenommen, in der je nach gewünschten Eigenschaften nach Darstellern gesucht werden kann. So viel Andrang wie bei der Komparsensuche für den George-Clooney-Film vor einem Jahr im Studio Babelsberg gibt es bei der Ufa nicht, es geht eher ruhig zu. Baur rechnet insgesamt mit circa 100 bis 150 Teilnehmern.

Für Natali Juhasz ist es nicht der erste Versuch. Sie ist es gewohnt, auf der Bühne zu stehen. Nach ihrer Bühnentanzausbildung hat sie mit dem Gedanken gespielt, an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin zu studieren, sich dann aber für ein Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle entschieden. „Ich möchte jede Gelegenheit nutzen, die sich bietet, und nicht in ein paar Jahren Chancen nachtrauern, die ich vielleicht vertan habe“, sagt sie: „Und die Schauspielerei reizt mich sehr. Ich liebe es, wenn ich mich kreativ einbringen kann.“

Dann wird es ernst. Zwei Produzenten bitten die 25-Jährige zum Vorsprechen in einen Raum mit blauen Wänden, ein rotes Kreuz auf dem Boden markiert den Platz, an den sie sich stellen soll. Das Casting beginnt, die Kamera läuft. Erst stellt sich Natali Juhasz vor, erzählt über ihren Lebenslauf und beruflichen Werdegang und spricht über Hobbys. Auf die Nachfragen der Produzenten antwortet sie schnell und freundlich. Man merkt ihr an, dass sie sich sicher fühlt. Dann folgt ein kurzes Improvisationsspiel: Natali soll in die Rolle einer Frau schlüpfen, die total pleite ist und ihren besten Freund um Geld bittet. Die Verzweiflung wirkt echt, als die Dessauerin ihren Schauspielpartner um Hilfe anfleht.

Nach knapp fünf Minuten ist alles vorbei und die 25-Jährige ist zufrieden. „Mir war dann doch ein bisschen heiß, als es losging“, sagt Natali Juhasz. „Aber ich fand mich ziemlich überzeugend“, fügt sie selbstbewusst hinzu: „Gerade bei der Improvisation konnte ich mich gut in die Rolle hineinversetzen, weil ich diese Situation auch aus eigener Erfahrung kenne. Außerdem habe ich auf der Bühne wenige Hemmungen.“

Auf bis zu 150 Teilnehmer stellt sich Producer Baur bei dem Casting ein. Seinen Erfahrungen nach werden davon am Ende zehn bis 20 Schauspieler für kleinere Rollen besetzt. Zwei bis drei Bewerber hätten aufgrund ihres Talents die Chance auf einen größeren Einsatz. Da immer wieder neue Serien entwickelt werden, brauche man auch ständig neue, fähige Schauspieler. Es gehe nicht darum, nur Menschen zu finden, die einem gewissen Schönheitsideal entsprechen. Vielmehr möchte man die verschiedensten Typen zur Auswahl haben. So finde man mehrere Nadeln in einem talentierten Heuhaufen.

Natali Juhasz kann sich gut vorstellen, als Schauspielerin zu arbeiten. Aber sie würde keinesfalls alles dafür stehen und liegen lassen. „Mein Studium hat im Moment noch höchste Priorität. Das möchte ich erst mal beenden“, so die 25-Jährige. Für sie heißt es jetzt abwarten. Eine zu hohe Erwartungshaltung hat sie nicht. Sie kann sich denken, wie schwer es ist, im Fernsehgeschäft Fuß zu fassen und Vollzeit als Schauspielerin zu arbeiten. Deswegen schätzt sie ihre Chancen realistisch ein. „Ich bin am Ende nicht enttäuscht, wenn es nicht klappen sollte“, sagt sie: „Wenn ich ein Angebot bekomme, freue ich mich sehr. Wenn es nichts wird, dann hat es wohl nicht sein sollen. Aber ich brauche mir dann nicht vorzuwerfen, es nicht versucht zu haben.“

Am heutigen Freitag können sich Bewerber von 10 bis 14 Uhr zum offenen Vorsprechen in der Dianastraße 21 melden.

Michael J. Müller

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