Landeshauptstadt: Kamin-Haus im Gontard-Stil
Barockhaus Am Bassin 3 wird restauriert / Radikalkur für über 200 Jahre altes Gebäude
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Innenstadt – Eines der letzten unsanierten Häuser im „holländischen Stil“ Am Bassin 3 erfährt derzeit eine Radikalkur. Wie ein Poster an der Bauplane informiert, Hermann H. Kremer der Bauherr. Der Arzt aus Haltern in Westfalen mit Faible für historische Baukunst und erwarb das leer stehende Gebäude bereits im Jahre 2001. In Potsdam ist Kremer durch sein Engagement in der Russischen Kolonie Alexandrowka bekannt geworden. Eine eigens von ihm ins Leben gerufene Stiftung betreibt das dortige kleine Museum.
Das vollständig erhaltene Schornsteinsystem des Hauses beeindruckte den Bauherren offenbar so sehr, dass er ein Modell, das lange Zeit im Foyer des Oberbürgermeister-Dienstzimmers im Rathaus stand, anfertigen ließ. Die Rauchzüge befinden sich in der Mittelwand und vereinigen sich im Dachgeschoss zu zwei großen Blöcken, um im Schornsteinkopf zu enden. In den meisten Häusern ließen die Eigentümer die voluminösen Kaminanlagen entfernen, so dass die Nummer drei in dieser Hinsicht eine baugeschichtliche Kostbarkeit darstellen dürfte. Die von außen bedienbaren Öfen sind jedoch nicht mehr vorhanden.
Die Nummer drei gehört zu einem stadtbildprägenden Ensemble, das sich an die Tradition des Holländischen Viertels anlehnt. Friedrich II. ließ am Ostrand des Bassinplatzes zunächst drei Häuser im holländischen Stil, in denen niederländische Seidenmacher wohnten, bauen. Kurz vor dem Ende der DDR ließ die Stadt diese Gebäude abreißen. Zwar war deren Bausubstanz marode, doch muss der Abriss trotzdem als Frevel gelten. Die Westseite des Bassinplatzes und den Abschnitt gegenüber der heutigen Wilhelmgalerie ließ der König im Stile Amsterdamer Bürgerhäuser des 17. Jahrhunderts schmücken. Kein geringerer als sein Baumeister Carl von Gontard baute die ersten Häuser in den Jahren 1773 bis 1776. Die Häuser Am Bassin 2 bis 6 sind in den Jahren 1780 bis 1785 in Anlehnung an Gontard entstanden.
Einst war die Nummer drei ein Wohnhaus, in dem vor allem Handwerker und Soldaten wohnten. Zur DDR-Zeit verwaltete es die Kommunale Wohnungsverwaltung. Zeitweise wohnten hier neun Mietparteien. Durch Rückübertragung erhielt Rosemarie Nitsche-Frosch das Anwesen im Mai 2001. Im selben Jahr verkaufte sie es an Kremer.
Internet:
www.bassinplatz.de
Günter Schenke
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