Landeshauptstadt: Kampagne will Glockenspiel verschrotten Spendenaufruf am „Tag von Potsdam“
Innenstadt - Die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär hat gestern an den „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 erinnert und einen Spendenaufruf zur Verschrottung des Glockenspiels gestartet.
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Innenstadt - Die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär hat gestern an den „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 erinnert und einen Spendenaufruf zur Verschrottung des Glockenspiels gestartet. Das von der in Auflösung begriffenen „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ gestiftete Geläut steht in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Garnisonkirche, in der sich „die militärisch-konservative Elite symbolisch mit dem deutschen Faschismus verbündete“, so die Kampagne in ihrem Aufruf. Der „Tag von Potsdam“ war eine Inszenierung der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler, mit der sie versuchten, sich in eine preußische Tradition zu stellen.
Kampagnenmitglied Lutz Boede erklärte gestern in der Dortustraße, der „Ruf von Potsdam“ vom 14. April 2004 zum Wiederaufbau der Garnisonkirche sei bereits fast zwei Jahre alt, doch die Befürworter einer Errichtung der bei dem Potsdamer Bombenangriff 1945 schwer beschädigten Militärkirche seien bislang nicht einmal in der Lage, das Glockenspiel zu erhalten. Laut Boede wolle die Kampagne nun zeigen, dass es vielleicht eher möglich sei, das nötige Geld für eine Verschrottung oder eine „Rückführung in den Westteil der Republik“ zu sammeln. Das Westfälische Glockenmuseum in Gescher prüfe laut Boede derzeit die Möglichkeit, die Potsdamer Glocken mit den Worten Boedes „endzulagern“.
Gemäß eines Stadtverordnetenbeschlusses auf Antrag der Fraktion „Die Andere“ wird die Stadt Potsdam 2007 nicht mehr für den Unterhalt des Glockenspiels aufkommen. In diesem Jahr stammen die für Wartung, Kleinreparaturen und Graffiti-Entfernung nötigen 5000 Euro aus der Stadtkasse. Die „Traditionsgemeinschaft“ hatte der Stadt das Glockenspiel 1991 geschenkt und war bis zu ihrer Auflösung für die Unterhaltung aufgekommen. Der Rückzug der „Traditionsgemeinschaft“ vom Wiederaufbauprojekt Garnisonkirche wurde mit der späteren Nutzung des Gotteshauses begründet. Die Evangelische Kirche wollte die Unterstützung von Homo-Ehen, die Möglichkeit von Kirchenasyl und die Beratung von Kriegsdienstverweigerern in der Garnisonkirche nicht ausschließen, wie dies die „Traditionsgemeinschaft“ verlangte.
Wie die Stadt auf Anfrage von „Die Andere“ mitteilte, würden „sich die Kosten für einen Abriss auf ca. 15000 Euro, die Kosten für den Transport auf ca. 70 000 Euro belaufen“. Weiter erklärt die Stadt, die Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche habe „ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Übernahme der Unterhaltskosten erklärt“. Guido Berg
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