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Landeshauptstadt: Kampf dem Feinstaub

Verkehrsbetriebe rüsten Busse nach / Zwei neue Partikel-Messstellen

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Verkehrsbetriebe rüsten Busse nach / Zwei neue Partikel-Messstellen Die Zeppelinstraße bleibt Potsdams Brennpunkt bei der Belastung mit Feinstaub: Bis gestern kam es dort in diesem Jahr laut Landesumweltamt an 18 Tagen zu Überschreitungen des zulässigen Grenzwerts von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Nach einer seit Jahresbeginn geltenden EU-Richtlinie ist das Überschreiten der Werte jährlich an maximal 35 Tagen erlaubt – Potsdam bleiben nur noch 17. Erste Unternehmen in Potsdam reagieren auf das Problem. So will der Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP noch dieses Jahr 20 seiner 35 Busse mit Rußpartikelfiltern nachrüsten. Dies bestätigte ViP-Sprecher Stefan Klotz. Die restlichen 15 älteren Modelle sollen „sukzessiv“ durch neue Fahrzeuge mit Filtertechnik ersetzt werden. Die Nachrüstung koste je Bus 10 000 Euro, insgesamt also 200 000 Euro. Gleichzeitig wird das Netz der Messstellen dichter: Künftig dokumentieren fünf Messstellen des Landesumweltamtes die Feinstaubkonzentration. Neben den gegenwärtigen Messstellen in der Hebbelstraße, an der Michendorfer Chaussee und in der Zeppelinstraße sollen weitere an der Großbeerenstraße und an der Behlertstraße aufgestellt werden. Dies erklärte jüngst Andreas Ernst, Fachbereichsleiter für Umwelt und Gesundheit. Wenn die EU-Richtlinie überschritten wird, könnten laut Ernst auch auf Potsdam „konkrete Auflagen“ zukommen. Ein Strategiepapier des Landesumweltamtes liste 18 mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität auf. Dies seien beispielsweise die Installation von Verkehrsleitsystemen, „citylogistische Maßnahmen“, der Ausbau von Ring- und Ausbaustraßen und Fahrverbote. Ernst verwies bei den Folgen für die Stadt bei Überschreitung des 35-Tage-Limits auf zwei Musterklagen von Anwohnern staubbelasteter Straßen gegen das Land Berlin und die Stadt München. Etwa 65 000 Todesfälle sind laut Ernst in Deutschland jährlich auf Feinstaub zurückzuführen. Noch unbeantwortet ist eine Anfrage der Grünen-Fraktion der Stadt, wie viele Dieselfahrzeuge ohne Rußfilter es im Fuhrpark der Stadt und der städtischen Unternehmen überhaupt gibt. „Dies wird noch bekannt gegeben“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Indes ist es derzeit offenbar kaum möglich, ein Dieselauto in Potsdam mit einem Rußpartikelfilter nachzurüsten. „Wir bauen sie noch nicht ein“, es sei derzeit „nicht realisierbar“, erklärte ein Mitarbeiter der Brandenburgischen Automobil GmbH (Volkswagen und Audi). Der Grund: „Es gibt keine Originalteile“. Die Kundennachfrage sei aber auch noch sehr gering. In einem Vierteljahr könne die Situation eine andere sein, so der Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen wollte. Dagegen erklärte Mario Berger, Junior-Chef beim Autohaus Berger in Eiche: „Wir sagen den Kunden, sie sollen sich nicht heiß machen." Die Politik sei sich schließlich hinsichtlich der steuerlichen Begünstigung von Rußpartikelfiltern „selber noch nicht einig“. Entsprechende Kundenwünsche habe es aber bereits gegeben. Karl-Heinz Behrendt vom Autoservice Behrendt erklärt: „Es gibt keine Rußpartikelfilter“, sie seien nicht vorproduziert worden. Das Nachrüsten mit diesen Filtern müsse „steuerlich relevant sein, vorher machen wir es nicht“. Jedoch sei durch die Feinstaub-Debatte bereits eine relevante Auswirkung zu verzeichnen: „Die Leute kaufen keine Dieselautos ohne Rußpartikelfilter mehr“, so Karl-Heinz Behrendt, „sie werden langsam zum Ladenhüter.“ G. Berg/ H. Kramer

G. Berg, H. Kramer

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