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Von Michael Meyer: Kampf gegen das Kameraboot
Bei den Kanu-Europameisterschaften zogen alle deutschen Paddler gestern ins Halbfinale oder Finale ein
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Katrin Wagner-Augustin hatte im Ziel noch viel Luft und einen flotten Spruch auf den Lippen. „Ich habe die ganze Zeit gegen das Kameraboot gekämpft und dachte: Scheiße, wer fährt denn da mit“, scherzte die Olympiasiegerin des KC Potsdam bei den Kanu-Europameisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee am gestrigen Donnerstag nach ihren Vorlauf im 500-Meter-Einerkajak, den sie locker vor der Konkurrenz gewann. „Gut, dass ich nun gleich im Finale stehe und so Kräfte sparen kann“, erzählte die 31-Jährige, ehe sie zum Sattelplatz zurückpaddelte, den Rest ihrer „Kompanie“ einsammelte und sich eine gute Stunde später gemeinsam mit Carolin Leonhardt (Mannheim), Nicole Reinhardt (Lampertheim) und Tina Dietze (Leipzig) ebenso souverän im Viererkajak durchsetzte.
Auch alle anderen deutschen Boote erreichten gestern über 500 und 1000 Meter die nächste Runde. „Ein gelungener Auftakt“, bilanzierte daher Chef-Bundestrainer Reiner Kießler am Beetzseeufer. Die Potsdamerin Franziska Weber zog am Vormittag im Einerkajak bei strömendem Regen über den langen Kanten als Zweite ins Finale ein. Gleiches gelang ihr gemeinsam mit Klubkameradin Fanny Fischer am Nachmittag im K2 bei besserem Wetter über die kürzere Strecke, in der das Potsdamer Duo im Endspurt fast noch die Siegerinnen Slowakinnen Ivana Kmetlova/Martina Kohlova erwischt hätte. „Es waren ja nur 500 Meter, da habe ich die Zähne zusammengebissen“, meinte Youngster Weber anschließend zu ihrer Doppelbelastung, während Schlagfrau Fischer erklärte: „Wir wollten erst einmal antesten, was wir können, und hoffen, im Finale noch etwas raufpacken zu können.“
Auch Sebastian Brendel vom KCP musste im Canadier auf beiden Strecken ran und paddelte als jeweils Zweiter über 1000 Meter in den Endlauf sowie über 500 Meter ins Halbfinale am Samstag. „Zwei Siege wären schöner gewesen“, gestand der 21-Jährige später. Klubkamerad Ronald Rauhe muss als Sieger seines Einerkajak-Vorlaufs über 500 Meter ebenfalls ins Halbfinale, weil hier das Teilnehmerfeld besonders groß ist. Anders bei den Vierer-Canadiern – die Deutschen mit dem Potsdamer Ronald Verch stehen schon im Endlauf, weil nur neun C4 gemeldet haben. In ihre 1000-Meter- Finals paddelten vom KC gestern auch Judith Hörmann, die im Zweierkajak mit der in Potsdam lebenden Conny Waßmuth (SC Magdeburg) ihren Vorlauf gewann, sowie Lutz Altepost und Torsten Eckbrett, die mit dem Viererkajak Zweite hinter Weißrussland wurden. „Im Finale müssen wir noch zulegen“, so Eckbrett.
Heute aber sind erst einmal die Sprinter über die 200 Meter gefragt, und da wird mit besonderer Spannung den erstmals auf dem EM-Programm stehenden 4mal-200-Meter-Staffeln entgegengeblickt. „Ich bin gespannt. Wenn sich zwei Boote begegnen, wird das ganz schöne Wellen geben“, sagt Katrin Wagner-Augustin dazu, die mit Fanny Fischer, Conny Waßmuth und Nicole Reinhard das deutsche Quartett bildet. „Ich rechne uns dabei ganz gute Chancen aus“, glaubt Sebastian Brendel, der sich mit Robert Nuck, Stefan Holtz (beide Karlsruhe) und Chris Wend (Magdeburg) abwechseln wird. Und Ronald Rauhe fährt mit Jonas Ems (Essen), Torsten Lubisch und Norman Bröckel (beide Berlin) und meint: „Ich bin generell für alles Neue offen, was den Kanusport aufpeppt, und freue mich darauf.“
Mit der Staffel soll der Kanurennsport attraktiver und vor allem auch telegener werden. „Erstmal sehen, ob wir das können“, wiegelt Reiner Kießler ab. Ein geplantes Staffel-Training in Kienbaum war Sturm und Wellen zum Opfer gefallen.
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