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Sport: Kampf mit dem Ungeheuer
Beim Formel-1-Test in Jerez verzweifeln die Teams am neuen Reglement – vor allem Red Bull und Vettel
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Berlin/Jerez - Schon mehr als zwei Stunden vor Ende des zweiten Testtags machte sich der Weltmeister aus dem Staub. Frustriert hastete Sebastian Vettel mit schnell gepackter Tasche zum Flieger nach Hause und strich auch die eigentlich für den Abend noch geplanten Medien-Termine. Die Arbeit am Red Bull-Renault der Generation 2014 liegt im Moment noch nicht beim Fahrer, sondern bei den Ingenieuren. „Wir haben noch viel Arbeit“, sagte Vettel vor seinem Abschied. Das klingt fast noch untertrieben.
Am ersten Tag hatte eine falsch eingebaute Feder im Fahrwerk dafür gesorgt, dass Vettel erst ganz am Ende der Session noch einmal für drei Runden auf die Strecke gehen konnte. „Die diesjährigen Autos sind so kompliziert, dass es ewig dauert, etwas auszuwechseln“, hatte Vettel gesagt. Red Bulls Chefdesigner Adrian Newey schimpfte, solche Umbaumaßnahmen dauerten „drei- bis viermal so lange wie letztes Jahr“.
Am Mittwoch zeigte sich dann aber auch bei Red Bull, dass die Probleme wesentlich tiefer liegen. Und ähnlich gelagert sind wie bei den anderen beiden Teams mit Renault-Motoren, Toro Rosso und Caterham. Die Antriebseinheiten aus den neuen 1,6-Liter-Turbomotoren und komplizierten Energie-Rückgewinnungssystemen machen bei den Franzosen massive Probleme. Es gibt Schwierigkeiten mit der Elektronik und mit der richtigen Abstimmung der Motoren, wie Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost zugab. Und offensichtlich auch mit der Kontrolle der Hitzeentwicklung und der Haltbarkeit. Immer wieder qualmt es aus den Renault-Autos – bei Vettel brannte am Mittwochmittag nach gerade einmal acht gefahrenen Runden ein Turbolader. Angeblich als Folge eines Batterie-Problems in einem der Energie-Speicher-Systeme. „Die neue Antriebseinheit ein unbekanntes Ungeheuer“, sagt Newey. „Und da hängen wir nicht nur an der Nabelschnur von Renault. Da gibt es viele andere Zulieferer, und einige davon müssen sich erst an das Formel 1-Entwicklungstempo gewöhnen.“ Teamchef Christian Horner hofft nur, dass Renault und der Rest all das jetzt bald in den Griff bekommt: „Wir brauchen dringend Kilometer, um dieses komplizierte Ding zu verstehen.“
Auch wenn die Probleme bei Renault gehäuft auftreten und vor allem Mercedes die Sache im Moment deutlich besser im Griff zu haben scheint: Werbung in eigener Sache betreibt die Formel 1 mit ihrem neuen Reglement derzeit noch nicht. Am ersten Testtag fuhren die neun anwesenden Autos (Lotus fehlt noch, Marussia kommt am Donnerstag) insgesamt 93 gezeitete Runden. 2013 waren es zu gleicher Zeit knapp 600. Am Mittwoch wurden es dann zwar mehr, das lag jedoch vor allem an Mercedes.
Nico Rosberg konnte nach dem Unfall seines Teamkollegen Lewis Hamilton erst am späten Vormittag in den Silberpfeil steigen, kam am Ende aber auf mehr als 300 Runden. Bei Ferrari scheint man dagegen noch weiter mit der Elektronik auf Kriegsfuß zu stehen. Kimi Räikkönens Dienstwagen war am Dienstag gleich in der ersten Runde stehen geblieben und hörte sich auch danach etwas unrund an.
Ein weiterer Punkt ist die Frontpartie der Autos, die aus Sicherheitsgründen extrem tief abgesenkt wurde. Newey, sekundiert von Vettel, kritisiert diese Neuerung als nicht durchdacht. Bei einem Auffahrunfall könne das auffahrende Auto unter das andere geraten, sagt der Designer. Ganz nebenbei gefalle ihm die neue Optik einfach nicht: „Ich persönlich finde es schade, dass die Autos nicht mehr attraktiv sind.“Karin Sturm
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