Sport: Kämpfen für die Butterstulle danach
Potsdams Judoka treten ab Morgen bei der EM in Istanbul an – vorher hatten einige die Waage im Blick
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Eine Judo-Europameisterschaft beginnt für viele leichtgewichtige Judoka nicht auf der Matte, sondern schon am Frühstückstisch – und das schon Tage vor dem ersten Kampf: „Drei Kilo mussten noch runter“, erzählt Robert Kopiske. Erst dann hatte der 1,70-Meter-Mann sein Startgewicht von 60 Kilo erreicht, um ab Morgen mit der Deutschen Nationalmannschaft bei der Judo-EM in Istanbul antreten zu können. Zwei Wochen war der 22-jährige Potsdamer auf Diät: Morgens Nudeln, Reis und Fleisch, zwischendurch viel Obst und abends eine Suppe.
„So habe ich von Tag zu Tag abgenommen“, sagt Kopiske, der sich außer auf den Judo-Sport und seine Ernährung auch auf seine Abiturprüfungen Anfang Mai konzentrieren musste. Seit knapp 13 Jahren trainiert Kopiske, war schon bei Europa- und Weltmeisterschaften dabei. Das alles mit der Schule unter einen Hut zu bringen, sei zwar nicht leicht, aber möglich: „Ich bin physisch gut in Form, bei der EM will ich zeigen, was in mir steckt“ – auf der Matte, als auch auf der Waage. Damit ist er nicht allein.
Ab Donnerstag müssen die Athleten jeden Wettkampfmorgen zum Wiegen antreten, erklärt Judoka Robert Zimmermann. Für den zweiten Potsdamer Judoka bei der EM spielt das Kampfgewicht eine untergeordnete Rolle. 116,8 Kilo bringt der 23-Jährige auf die Waage. „Ich musste zusehen, dass ich vor der EM genug Schlaf bekomme“, sagt er. Zehn Stunden täglich seien in den Wochen vorher das Minimum gewesen. Tagsüber standen leichtes Training, Sauna, Physiotherapie und Videoanalysen auf dem Programm. „Ich hatte viele Gespräche mit dem Trainer, um den Kopf stark zu machen.“ Beim Grand Prix in Düsseldorf errang Zimmermann zuletzt Bronze. „Ich bin überzeugt, dass ich auch bei der EM eine Medaille holen kann.“
Das gleiche Ziel hat sich auch die 23-jährige Potsdamerin Claudia Ahrens gesteckt. Für die Deutsche Judo-Frauenmannschaft tritt sie in Istanbul in der Klasse bis 63 Kilo an. Gewichtsprobleme kennt die Judoka nicht. Anders als ihre männlichen Potsdamer Nationalmannschaftskollegen war Ahrens vor der EM nicht in Frankfurt/Oder, sondern in Köln zum einwöchigen Trainingslager. „Ich fühle mich jetzt fit“, sagt Ahrens. In Istanbul eine Medaille zu holen wäre schön. „Wenn ich einen guten Tag habe, kann ich jeden schlagen.“
Am Donnerstag und Freitag werden die drei Judoka des Potsdamer UJKC zu ihren ersten Kämpfen antreten. Die Finals in den Einzeldisziplinen finden am Samstag statt. Am Sonntag stehen die Team-Meisterschaften an. Insgesamt ist die Deutsche Nationalmannschaft mit 21 Kämpfern bei der EM vertreten, darunter auch der Judo-Olympiasieger Ole Bischof aus Reutlingen. Am Montag geht es für alle Athleten zurück nach Deutschland.
Robert Kopiske kann es schon jetzt kaum erwarten: „Danach kann man das Essen wieder richtig genießen“, sagt er. „Da schmeckt eine Butterstulle wie ein Sieben-Gänge-Menü.“
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