Von Michael Meyer: Kanada das große Ziel
Potsdams Kanuten stimmten sich auf die WM ein
Stand:
Ein Hauch Kanada wehte am Freitagabend durch das Potsdamer Seminaris Seehotel. Der KC Potsdam blickte bei seiner 9. Kanu-Party am Havelufer bereits nach Kanada, wo im August in Dartmouth, der Zwillingsstadt der Provinzhauptstadt Halifax, die diesjährigen Weltmeisterschaften der Rennkanuten ausgetragen werden. Dort wollen die Potsdamer wieder einen maßgeblichen Teil der deutschen Kanu-Flotte stellen.
Peter M. Boehm, der Botschafter Kanadas in Deutschland, berichtete den 256 Gästen des Abends in launiger Art einiges über den WM-Ort und die dortigen Kanu- Traditionen. Beim Weltchampionat würden 1300 Sportler und insgesamt über 100 000 Zuschauer erwarten, berichtete der 54-Jährige, der aus Kitchener – das früher Berlin hieß – in der Nähe Torontos stammt. „Als junger Mann bin ich selbst oft über die großen Seen meiner Heimat gepaddelt“, erzählte der Diplomat, der Kanada seit September 2008 in Berlin vertritt und seither mit seiner Frau Julia und drei ihrer vier Kinder schon öfter die Sehenswürdigkeiten Potsdams besichtigte.
Andererseits war Potsdams Kanu-Ass Ronald Rauhe schon mehrmals in Kanada. „Ich war schon öfter in Toronto, denn ich bin mit Adam van Koeverden, dem Einer-Olympiasieger von 2004, seit langem befreundet, habe ihn schon ein paar mal besucht und dort auch an Sprintcups teilgenommen, so der 27-Jährige. In diesem Sommer wollen Rauhe und sein Zweierkajak-Erfolgspartner Tim Wieskötter auf dem Lake Banook ihren achten Weltmeistertitel über 500 Meter erkämpfen. Mittlerweile sehen sich die Olympiasieger von Athen 2004 wieder auf einem guten Weg dazu. Nach ihrem Olympia-Silber in Peking hatten die beiden Kajak-Asse ihre Sponsoren verloren – am Freitag wurden die Energie Wasser Potsdam GmbH (EWP), die Energie Mark Brandenburg (EMB) und die Verbundnetz Gas AG als neue Unterstützer des Erfolgs-Duos vorgestellt, das auch zwei Audis zur Verfügung gestellt bekommt. „Das hat für uns nicht nur einen materiellen, sondern vor allem auch einen großen psychologischen Wert“, meinte Rauhe später. „Wir beide waren nach dem zweiten Platz in Peking sehr deprimiert und auch demotiviert, aber es gab und gibt in Potsdam viele Leute, die weiter an uns glauben. Das gibt uns unwahrscheinlichen Auftrieb und mobilisiert uns neu.“
Auch für Katrin Wagner-Augustin ist Dartmouth kein fremdes Pflaster – 1997 hatte sie dort im deutschen Viererkajak den ersten ihrer bisher sieben WM-Titel gewonnen. „Es wäre natürlich toll, wenn sich der Kreis dort nun schließen würde“, meinte die 31-Jährige, ehe sie sich gestern Vormittag gemeinsam mit ihrem Klubkameraden Lutz Altepost im Kleinbus auf den Weg nach Sabaudia machte. 90 Kilometer südlich Roms werden sich Deutschlands beste Kanuten in den nächsten drei Wochen in einem so genannten Wärmetrainingslager auf die nacholympische Saison vorbereiten, die mit der ersten nationalen Qualifikation am 10. April in Duisburg beginnt und ihren ersten Höhepunkt mit den Europameisterschaften Ende Juni auf dem Brandenburger Beetzsee hat.
Zu den Paddlern, die gestern per Flieger via Rom nach Sabaudia reisten, gehörten auch Rauhe und Wieskötter sowie ihre Klubkameraden Fanny Fischer, Torsten Eckbrett, Sebastian Brendel, Birka Zimmermann und Ronald Verch. Sie alle zählen zum neu gegründeten Perspektivkader 2012 des Deutschen Kanu-Verbandes, ebenso wie Franziska Weber, die wegen anstehender Abi-Arbeiten an der Potsdamer Sportschule auf das Trainingscamp in Italien verzichten muss. „Schweren Herzens“, wie die 19-Jährige verriet. Birka Zimmermann (23) hofft in Sabaudia auf einen weiteren Leistungsschub, ebenso wie Ronald Verch (23), der gestern nicht gerade leichten Herzens aus Potsdam schied. Am 15. Dezember wurden er und Freundin Lisa Eltern des kleinen Lionel Teddy, und Verch hat seine kleine Familie jetzt erstmals verlassen. „Sie werden es schon packen“, meint der Canadier-Spezialist.
Ob es für ihn 2009 schon für die WM in Kanada reichen wird bleibt abzuwarten. Ordentlich eingestimmt wurden die Paddler auf den diesjährigen Saisonhöhepunkt am Freitagabend jedenfalls schon.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: