Sport: Kanu-Queen und Ehrenrunde
Potsdams Kanuten drückten mit sechs Titeln WM in Duisburg ihren Stempel auf
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Katrin Wagner-Augustin ist die Kanu-Queen 2007. Zweimal Gold und einmal Bronze – niemand war bei den Weltmeisterschaften am Wochenende in Duisburg so erfolgreich wie die 29-Jährige vom KC Potsdam. Am Samstag gewann sie im Viererkajak mit Carolin Leonhardt (Mannheim), Conny Waßmuth (Magdeburg) und Maren Knebel (Karlsruhe) den Titel über 500 m, gestern Vormittag folgte für das Quartett Gold über 200 m, am Nachmittag wurde Wagner-Augustin noch Dritte im Einer über 500 m hinter Katalin Kovacs (Ungarn) und Anne Rikala (Finnland). „Mit dem Vierer haben wir geschafft, was wir wollten, dazu jetzt Bronze als Zugabe – ich bin sehr zufrieden“, erklärte Wagner-Augustin, die sich nach jeder Medaillenfahrt einen Kuss von ihrem Mann Lars abholte, ehe sie von 6000 Zuschauern frenetisch gefeiert wurde. „Am wichtigsten war mir der Vierer-Sieg über 500 Meter“, sagte die nun siebenfache Weltmeisterin, die nach ihrem letzten Ren-nen fix und fertig war, mit letzter Kraft aus dem Einer kletterte und dennoch strahlte: „Hut ab vor mir selbst für diese Platzierung.“
Mit 6 Gold-/2 Silber-/1 Bronzemedaille trug Potsdam maßgeblich zum deutschen Sieg in der Medaillenwertung (9/6/3) vor Ungarn (9/3/6) bei. Außerdem wurde Duisburg für die Havelstädter die bisher erfolgreichste WM überhaupt, noch vor Tampere 1983 (6/2/0). Damals gewann Frank Fischer zwei WM-Titel, gestern machte es ihm seine Tochter Fanny nach. Auch sie konnte sich zweimal auf dem obersten Tabellenplatz feiern lassen. „Das ist da oben einfach super“, gestand die 20-Jährige Schlagfrau, die gemeinsam mit Nicole Reinhardt aus Lampertheim im Zweierkajak gestern Vormittag nach 200 m und sechseinhalb Stunden später auch nach 500 m den Bug ihres Bootes vorn hatte. „Echter Wahnsinn, ich kann es noch gar nicht richtig fassen“, jubelte die Sportsoldatin, die sich vor ihren Rennen mit House-Musik in Stimmung bringt. „Ein schneller, lauter Beat muss sein, um mich zu pushen.“ Das klappte gestern bestens. Nach gutem Start musste der neue deutsche Traum-Zweier der Frauen zwar zunächst den Ungarinnen Timea Paksy/Dalma Benedek den Vortritt lassen, im Endspurt erpaddelte er aber doch noch Gold. „Das ist jetzt einfach ein Traum“, meinte sie nach dem Herzschlagfinale über die olympischen 500 m.
„Die ist einfach irre“, schwärmte Matthias Platzeck von Fanny Fischer. Brandenburgs Ministerpräsident verfolgte wie viele weitere Potsdamer unter den insgesamt 17400 Zuschauern hautnah die Rennen und hatte sichtlich Spaß: „Super Sport, perfekte Organisation – so kann Kanusport zum Volkssport werden.“
Jubeln konnten auch Lutz Altepost, der den Viererkajak über 1000 m als Schlagmann zum Titel führte (siehe unten) und am Ende ebenfalls Ronald Rauhe und Tim Wieskötter, die knapp vor Weißrussland zum siebenten Mal in Folge Zweierkajak-Weltmeister über 500 m wurden. Sie waren so happy, dass sie eine Ehrenrunde vor der Tribüne drehten, bei der sich Rauhe im Boot hinstellte. „Das hatte ich vorher erst einmal gemacht – nach unserem Olympiasieg in Athen. Die tolle Stimmung und von uns gefallene Last waren ähnlich, so dass wir uns spontan zu dieser Runde entschlossen“, erzählte der 25-Jährige. Und Wieskötter verriet: „Wir haben dafür eine dicke Verwarnung bekommen und müssen eventuell Strafe zahlen – aber das ist momentan egal.“ Zu groß war die Erleichterung, nachdem das Erfolgs-Duo am Vormittag als Zweite über 200 m den Vorjahrestitel an die Weißrussen Raman Piatrushenka und Vadzim Makhneu verloren hatten. „Das hatte uns doch sehr geärgert“, räumte Rauhe ein.
Auch Sebastian Brendel stieg mit finsterer Miene aus dem Vierer-Canadier, nachdem er gemeinsam mit Robert Nuck (Leipzig), Thomas Lück (Neubrandenburg) und Stefan Holtz (Karlsruhe) über 500 m zu Silber hinter Ungarn gepaddelt war. „Vielleicht kann ich mich in ein paar Stunden freuen, aber jetzt sage ich: Silber gewonnen, Gold verloren“, meinte der noch 19-Jährige, der in seinem ersten Jahr in der Leistungsklasse gleich auf dem Siegertreppchen stand. Seinem gleichaltrigen Klubkameraden Sebastian Lindner blieb dies mit dem Viererkajak als 8. des 500-m-Endlaufs und 1. des 200-m-B-Finales (noch) versagt. Nun warten 2008 Olympia in Peking und 2009 die Kanu-WM in Kanada auf Potsdams Kanu-Asse. Zunächst aber ab morgen die Deutschen Meisterschaften in Hamburg.
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