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Landeshauptstadt: Karl-Heinz Kube starb im Kugelhagel Das bewegende Schicksal eines Maueropfers

Beim der gestrigen Gedenken an die Opfer der Mauer in der Gedenkstätte Lindenstraße 54 stellte Claus Peter Ladner von der gleichnamigen Fördergemeinschaft das Schicksal des an der deutsch-deutschen Grenze 1966 getöteten 17-jährigen Karl-Heinz Kube vor. Erforscht und aufgeschrieben hat es Dr.

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Beim der gestrigen Gedenken an die Opfer der Mauer in der Gedenkstätte Lindenstraße 54 stellte Claus Peter Ladner von der gleichnamigen Fördergemeinschaft das Schicksal des an der deutsch-deutschen Grenze 1966 getöteten 17-jährigen Karl-Heinz Kube vor. Erforscht und aufgeschrieben hat es Dr. Hans-Hermann Hertle vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF). Hier Auszüge aus seinem Bericht, veröffentlich im Internet unter www.chronik-der-mauer.de:

„,Ihr Sohn hat sich provokatorisch an einem Grenzdurchbruch beteiligt, wurde dabei verletzt und ist seinen Verletzungen erlegen.’ Wie ein Schlag treffen Helmut und Martha Kube diese Worte kurz vor dem Weihnachtsfest 1966. Sie fallen auf dem Volkspolizeirevier in Kleinmachnow. Karl-Heinz Kube, geboren am 10. April 1949, wächst mit seinen vier Geschwistern im südlich von Berlin gelegenen Ruhlsdorf bei Teltow auf. Nach dem Besuch der Schule in Stahnsdorf arbeitet er ab November 1964 im VEB Industriewerk Ludwigsfelde. Seit April 1966 ist er dort als Elektrokarrenfahrer beschäftigt. Karl-Heinz Kube ist 17 Jahre alt, als er im Herbst 1966 zusammen mit seinem 18-jährigen Freund Detlev S. beginnt, Pläne für eine Flucht nach West-Berlin zu schmieden. Schließlich einigen sie sich, die Flucht im Raum Kleinmachnow zu versuchen. In den Abendstunden des 16. Dezember 1966 fahren die beiden Jugendlichen mit einem Motorroller Marke ,Berlin’ von Ruhlsdorf in das Grenzgebiet am Erlenweg in Kleinmachnow, in der Nähe des Teltower Hafens. Karl-Heinz Kube hat im Potsdamer Konsum-Kaufhaus zwei Seitenschneider für die Flucht besorgt, um Drahthindernisse beseitigen zu können. Es gelingt den beiden jungen Männern, eine erste Mauer, Stolperdrähte und eine Stacheldrahtsperre zu überwinden und in den zwölf bis 15 Meter breiten Todesstreifen vorzudringen. Gegen 21.45 Uhr, als sie einen Sperrgraben erreicht haben, – und sie nur noch ein letztes Sperrelement, ein etwa zwei- bis zweieinhalb Meter hoher Eisengeflechtzaun, von West-Berlin trennt –, werden sie von Grenzsoldaten bemerkt und unter Beschuss genommen. Die Beiden geben das Fluchtvorhaben auf und retten sich in einen Graben, der ihnen zugleich Deckung und die Möglichkeit des Rückzugs verspricht. Doch ihre Flucht vor dem einen treibt sie in das Schussfeld eines zweiten Postenpaares, das Dauerfeuer eröffnet. Beide Flüchtlinge laufen in dem Graben mehrfach hin und her, um den Schüssen zu entgehen. Doch Karl-Heinz Kube wird von zwei Kugeln in den Kopf und in die Brust tödlich getroffen. Detlev S. wird unverletzt festgenommen und in das Stasi-Untersuchungsgefängnis in Potsdam eingeliefert.

Die vier Grenzsoldaten, die zusammen 40 Schüsse auf Karl-Heinz Kube und Detlev S. abgegeben haben, werden am 31. Dezember 1966 mit der ,Medaille für vorbildlichen Grenzdienst’ beziehungsweise mit dem ,Leistungsabzeichen der Grenztruppen’ dekoriert und an ein kaltes Buffet gebeten.“ gb

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