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Landeshauptstadt: „Karli“-Streit: Turbine muss nichts zahlen

Stadt will Zuschüsse an SV Babelsberg 03 verdoppeln. Magdowski fordert erneut Verkauf des Stadionnamens

Von Peer Straube

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Babelsberg - Im Streit um die Aufteilung der Betriebskosten für das Karl-Liebknecht-Stadion bleibt der Frauenfußballverein 1. FFC Turbine Potsdam finanziell ungeschoren. Die Stadt sei bereit, ihre Zuschüsse für den Stadionbetrieb auf 305 000 Euro zu verdoppeln, sagte Sportdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) am Dienstag den PNN.

Turbine könnte damit seine Spiele weiterhin kostenlos im „Karli“ austragen. Der Anteil des Fußballdrittligisten SV Babelsberg 03, der das Stadion vor zehn Jahren in Erbbaupacht von der Stadt übernommen hat, würde gleich bleiben, weil die Stadt die Differenz zu den nach der Sanierung des „Karli“ entstandenen höheren Betriebskosten komplett ausgleicht. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten gibt sie mit jährlich 415 000 Euro an. Der SVB hatte seit Monaten eine Aufstockung der städtischen Zuwendungen gefordert.

Eigentlich wollte die Stadt auch Turbine finanziell am „Karli“-Betrieb beteiligen. Laut Gutachten verursacht der Frauenfußballklub jährliche Kosten in Höhe von 87 000 Euro, 30 000 Euro davon sollte Turbine an den SVB überweisen. Die Turbine-Vereinsspitze hatte diese Lieblingsvariante der Verwaltung auch nach einem Krisengipfel bei Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in der vergangenen Woche abgelehnt (PNN berichteten). Offenbar ist die Stadt auch juristisch gar nicht in der Lage, Turbine zu einer Zahlung zu zwingen: Der 2002 zwischen der Stadt und dem SVB geschlossene Erbbaupachtvertrag räumt Turbine ein kostenloses Nutzungsrecht für das Stadion ein. Der Vertrag gilt bis 2042. Zudem hätten alle Frauenfußballvereine nach den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Amateurstatus, sagte Magdowski. Schon aus diesem Grund könne man Turbine nicht zur Kasse bitten – denn laut Sportstättennutzungsverordnung dürfen alle Amateur- oder gemeinnützigen Vereinen die kommunalen Hallen und Sportanlagen kostenfrei bespielen.

Die Stadt hat die geplante Verdopplung des kommunalen Zuschusses für den Stadionbetrieb allerdings an Auflagen geknüpft: So müsse der SVB künftig eine detaillierte Kostenrechnung vorlegen, auch die Spieltage im Stadion müssten erfasst werden, sagte Petra Rademacher, Interimsfachbereichsleiterin Schule und Sport. Außerdem soll der SVB einen Finanzplan nebst Gewinn- und Verlustrechnung vorlegen. Es sei eine Empfehlung der Gutachter gewesen, die Verwendung der städtischen Gelder künftig einer gründlicheren Prüfung zu unterziehen.

Um die Einnahmen des finanziell klammen SVB aufzubessern, erneuerte Magdowski ihre Forderung, der Verein möge sich einen Sponsor für den Stadionnamen suchen. Der Vorschlag hatte bereits vor wenigen Monaten heftige Kritik in der Fanszene ausgelöst. Die Babelsberger Ultra-Fans hatten beim Denkmalamt sogar Denkmalschutz für den Namenszug „Karl-Liebknecht-Stadion“ beantragt, was die Behörde allerdings ablehnte.

Auch der SVB will indes neue Geldquellen erschließen. Bis zur Winterpause soll ein neues Marketingkonzept erarbeitet werden, kündigte Aufsichtsratschef Friedhelm Schatz gegenüber den PNN an. Ziel sei es, mehr Mitglieder zu werben, mehr Besucher zu den Spielen zu locken und neue Sponsoren zu finden. Der Verkauf des Stadionnamens in diesem Zusammenhang sei aber „im Moment kein Thema“, so Schatz. Es gehe darum, Ruhe in den Verein zu bringen und die finanzielle Schieflage zu beheben.

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