Karl-Liebknecht-Stadion: Karli zurück zur Stadt?
Unter den Stadtverordneten zeichnet sich eine Mehrheit für die Auflösung des Pachtvertrages mit dem Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 für das Karl-Liebknecht-Stadion ab.
Stand:
Potsdam - Im Hauptausschuss am Mittwochabend wurde zwar mehrheitlich zugestimmt, dem Verein 120 000 Euro aus dem städtischen Haushalt für die Verlegung des neuen Rasens im „Karli“ (PNN berichteten) auszureichen, doch gab es zugleich heftige Kritik an der erneuten Zahlung aus der Stadtkasse an den Verein – und die Forderung nach Konsequenzen.
Peter Schüler (Bündnis 90/Grüne) verwies darauf, dass die Stadtverordneten „zähneknirschend zugestimmt haben“, dem SVB im vergangenen Jahr 700 000 Euro zu geben, um die drohende Insolvenz abzuwenden, dann 250 000 Euro für das Flutlicht, das noch immer nicht voll funktionsfähig ist, und jetzt die 120 000 Euro für den Rasen im Stadion, in dem auch der Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam seine Heimspiele abhält. Die Liste mache deutlich, „dass es so nicht weitergehen kann. Wenn es keine Änderung gibt, wird es immer neue Katastrophen geben“.
Ute Bankwitz (BürgerBündnis) sagte, dass der Erbbaupachtvertrag geschlossen wurde, damit die Stadt durch den Stadionbetrieb nicht belastet werde. Das Gegenteil sei der Fall. „Ich fühle mich hinters Licht geführt.“ Peter Schultheiß, Potsdamer Demokraten, sprach von einem „Fass ohne Boden“. SPD-Fraktionschef Mike Schubert betonte: „Wir müssen Schlussfolgerungen ziehen. Wir brauchen ein anderes Betreibermodell“. Dies könne beispielsweise die Übernahme des Stadions durch ein städtisches Unternehmen sein.
SVB-Präsident Thomas Bastian zeigte sich dem Vorschlag nach Auflösung des Pachtvertrags aufgeschlossen. „Das ist durchaus eine mögliche Variante“, sagte er gestern den PNN. Wenn die Stadt das Gelände selbst bewirtschaften wolle, sei dies kein Problem. Allerdings müsse die Miete dann so gestaltet sein, dass der Verein den Betrag auch zahlen könne. Bastian verwies zugleich darauf, dass der Stadtverwaltung die Neufassung eines Erbbaupachtvertrages für das Karli vorliege. Dies sei notwendig, weil sich durch die Sanierung des Stadions aus dem Konjunkturpaket II die Situation bei der Bewirtschaftung verändert habe. Außerdem sei es Ziel des Vereins, mit einem neuen Vertrag zum Vermieter zu werden – um Turbine Potsdam an den Kosten beteiligen zu können.
Bastian wies den Vorwurf, der Verein habe die Forderung nach dem neuen Rasen gestellt, zurück. Da Babelsberg nur noch das Heimspiel gegen Arminia Bielefeld zu bestreiten habe, wäre ein neuer Rasen nicht nötig gewesen. „Wir wollten den alten Rasen in der Sommerpause wieder fit machen.“ Die Stadt habe aus Prestigegründen in die eigene Kasse gegriffen, damit Turbine das Championsleague-Spiel gegen Lyon im heimischen Stadion bestreiten konnte.
Michael Erbach
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