Landeshauptstadt: Karriere nach Drehbuch
Sängerin Selina drehte ihr erstes Musikvideo / Jeannette Biedermann besuchte sie am Babelsberger Set
Stand:
„I''m not a Girl“ von Britney Spears war der Song, mit dessen Interpretation die damals 13-jährige Selina im Sommer 2006 bei einer Fernsehshow des Kinderkanals (Kika) den ersten Platz belegte. Am Samstag nun, knapp eine Woche nach ihrem 14. Geburtstag, stand Selina im Filmpark Babelsberg zum ersten Mal vor der Kamera. Gedreht wurde ein Musikvideo zu dem Kika-Geburtstagssong „Das ist Dein Tag“, für den Selina bei der TV-Show gecastet wurde.
Die Geschichte des Drehbuchs ist schnell erzählt: Selina bricht zusammen mit drei Freunden in den Filmpark ein. Sie wird von einem Wächter verfolgt und rennt dabei durch verschiedene Kulissen des Parks. Nachdem es ihr gelingt, ihren Verfolger abzulenken indem sie ihm ein Stinktier in die Hände legt, kommt sie schließlich an ihr Ziel – die Feier zum 10-jährigen Kika-Jubiläum in einem Café.
Selinas eigene Geschichte ist da schon komplexer. Seit etwa vier Jahren macht die Achtklässlerin aus dem hessischen Wetzlar Musik. Auf einer Chorfreizeit sang sie mit zehn Jahren erstmals in der Öffentlichkeit, daraufhin nahm sie an zahlreichen Gesangswettbewerben wie dem „Kiddy-Contest 2005“ teil, bis sie im Sommer 2006 „entdeckt“ wurde. In der „Kika Live“-Fernsehshow „Beste Stimme“ wurde sie damals für ihre Britney Spears-Version von den Zuschauern per Telefon zur Gewinnerin gekürt. Grund für die Fernsehsendung war die Suche nach einer Interpretin für das von Jeannette Biedermann und ihrem Gitarristen Jörg Weisselberg geschriebene Kika-Geburtstagslied „Das ist Dein Tag“. Der Song wurde dann Anfang des Jahres von Selina im Fernsehen uraufgeführt. Ihre erste Single wird die 14-Jährige im Juni 2007 veröffentlichen, zuvor muss allerdings noch ein zweites Lied produziert werden.
Neid von vermeintlichen Freunden und Klassenkameraden habe Selina in den vergangenen vier Jahren zu Genüge erfahren, erzählt ihre Mutter, Sylvia Müller, „aber die Fünftklässler himmeln sie an“. Auch Kika-Produktionsleiterin Isabel Wiemer weiß, „sie kommt bei den Kindern gut an“, was auch die vielen tausend Besuche ihrer Homepage auf dem Internet-Portal „My Space“ belegten. „Bei all dem Rummel um sie, ist Selina aber völlig natürlich geblieben und es liegt auch in unserer Verantwortung, dies zu bewahren“, so Wiemer.
Derweil Müller und Wiemer von Selinas Karriere erzählen, kreist ein Stuntman in einem Militärjeep um die 14-Jährige, die inmitten einer Schrottplatz-Kulisse ihren Mund synchron zu dem Song vom Band bewegt. 25 Filmcrew-Mitarbeiter beschäftigt die Produktions-Firma „Katapult“ an diesem Samstag, so Wiemer. Neben Selina treten 15 weitere Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren im Musikvideo auf, dazu noch ein Pony und ein Stinktier. „Mit Tieren und Kindern zu arbeiten, ist grundsätzlich schwierig, denn sie machen nicht immer, was man von ihnen verlangt“, erklärt Joanna Bidler. Trotzdem sei sie mit dem Drehablauf zufrieden, da sie „gut in der Zeit liegen“, so die Produktionsassistentin.
Als Selina sich gerade auf ihre nächste Szene vorbereitet, in der sie auf einen Jeep aufspringen soll, taucht plötzlich Prominenz am Set auf: Sängerin und Schauspielerin Jeannette Biedermann, die einst durch die Babelsberger TV-Sendung „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ zu Ruhm gelangte, hatte sich kurz entschlossen, ihrer Nachwuchs-Kollegin an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte einen Besuch abzustatten. Biedermann, die nicht nur den Text zu Selinas Song geschrieben hat, sondern auch beim Einsingen behilflich war, zeigte sich begeistert von der Stimme der 14-Jährigen: „Für ihr Alter hat sie eine sehr volle, erwachsene Stimme. Ich nenne sie deswegen immer meine kleine Christina'' (Aguilera)“
Dass die Sängerin, um die sich an diesem Tag alles dreht, noch so jung ist, findet Biedermann „nicht problematisch“. „Trotzdem“, so rät der Pop-Star dem Nachwuchs, „sollte sie sich nicht auspowern“. Sie selbst habe erst mit 17 Jahren ihre erste Single produziert und ist heute darüber glücklich, dass sie „langsam an das Musikgeschäft herangeführt wurde“. Auch Sylvia Müller betont, dass ihrer Tochter „weiter zur Schule gehen“ soll , „verbieten will ich ihr das Singen aber nicht, dafür macht es ihr zuviel Spaß“, auch wenn ihre Tochter privat einen anderen Sound bevorzuge als den poppigen Geburtstagshit – Nirwana und Evanescence seien derzeit ihre Lieblingsgruppen.
Selinas Mutter dagegen hört gerne Musik von Pink und Robby Williams und verfolgt regelmäßig TV-Casting-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Popstars“, wobei ihr klar ist, „dass es sich dabei um eine Verheize junger Menschen“ handelt. Die Gesangskarriere ihrer eigenen Tochter bezeichnet sie als „einen jungen Mädchentraum", doch, so fügt die gelernte Fremdsprachensekretärin hinzu, hätte sie „nie im Leben daran gedacht, dass er wahr werden würde – weder bei mir selbst, noch bei Selina“.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: