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Breitensport. Sportliche Aktivitäten liegen im Trend, auch für Nikoläuse.

© Reuters

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Forscher der Universität Potsdam erstellen einen Sportentwicklungsplan für den Landkreis Havelland

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Die gute Nachricht: Sportliche Aktivität liegt im Trend. Heute laufen, schwimmen, turnen oder radeln mehr Menschen als noch vor 15 Jahren. Die schlechte Nachricht: Oft reicht die Zeit, die für Sport aufgewendet wird, nicht aus, um nachhaltig positiv auf die Gesundheit zu wirken. Denn dazu sollte man mindestens 150 Minuten pro Woche ins Schwitzen kommen. Wie das sportlich aktive Leben der Menschen im Landkreis Havelland verbessert werden kann, untersucht derzeit ein Forscherteam der Universität Potsdam. Die Sportpädagogen um Professor Jürgen Rode erarbeiten in Kooperation mit dem Landkreis in den kommenden Monaten einen Sportentwicklungsplan. Dabei untersuchen sie, wie viele Sportstätten existieren, wie gut Sportvereine, Kitas und Schulen ausgerüstet sind und welche Möglichkeiten zum Sporttreiben die Havelländer nutzen. Am Ende geben sie Handlungsempfehlungen, auf deren Basis Kommunen und Gemeinden das sportliche Angebot optimieren können.

Die Grundlage eines Sportentwicklungsplans bildet dabei zunächst die Bestandsanalyse. Wie viele Sporthallen, Sportplätze, Sportvereine und kommerzielle Anbieter gibt es? Und welche Angebote werden von wem genutzt? Mithilfe von Fragebögen, die an kommunale Einrichtungen gehen, erfassen die Forscher diese Daten. Doch nicht nur in Schulen, Vereinen oder Fitnesscentern wird Sport getrieben. Auch der tägliche Fahrradweg zur Arbeit oder die Joggingrunde am Wochenende bedeutet körperliche Aktivität, die ähnlich positive Effekte wie ein Training im Sportverein haben kann. „Die größte Gruppe der sportlich Aktiven ist nicht organisiert“, weiß Sportpädagoge Jürgen Rode. Kürzlich erhobene Daten aus Potsdam zeigen etwa, dass 65 Prozent der Potsdamer ihre sportlichen Aktivitäten privat organisieren. Damit auch im Havelland die Bedürfnisse und Wünsche der großen Gruppe nicht organisiert Sporttreibender genau erfasst werden können, werden auch die Bürger befragt. Im September erhielten etwa 10 000 Haushalte im Havelland Fragebögen der Forscher. Die Sportpädagogen interessieren sich nicht nur dafür, wie oft, wo und aus welchen Gründen die Havelländer Sport treiben. Sie wollen auch wissen, warum bestehende Angebote nicht genutzt werden, welche Sportarten im Angebot fehlen oder welche Sportstätten besonders finanziell gefördert werden sollten. Benötigt das kommunale Freibad dringend eine Finanzspritze oder doch eher die Sporthalle der Schule? Mit den ersten Ergebnissen ihrer Untersuchungen rechnen die Forscher in Kürze. Bis Mitte 2014 wollen sie konkrete Empfehlungen für den Landkreis erarbeiten.

„Mit der Bestandsanalyse und den Befragungen können wir genau erfassen, welche Angebote gewünscht werden und welche Infrastruktur wo künftig verstärkt entwickelt werden sollte“, fasst Jürgen Rode zusammen. Nach der genauen Analyse der erhobenen umfangreichen Daten können die Wissenschaftler den Kommunen ein geeignetes Steuerinstrument für die künftige Sportentwicklung an die Hand geben. Dabei liefern sie Antworten auf Fragen, die überwiegend finanzieller Natur sind: Wo muss investiert werden, um sportliche Aktivitäten abzusichern? In welchen Bereichen und an welchen Orten gibt es den größten Bedarf? Zusätzlich geben die Forscher auch Impulse zur Verbesserung der bestehenden Angebote: Mit welchen Anregungen könnten etwa Sportmuffel erreicht werden oder wie kann man mehr Bewegung in Schulen und Kitas bringen?

Jürgen Rode und sein Team arbeiten seit 14 Jahren gemeinsam mit Kommunen, Städten und Landkreisen an der Entwicklung der Sportinfrastruktur. Ihre Erfahrungen sind positiv. Ihre Empfehlungen werden von den Kommunen dankbar aufgegriffen und oftmals direkt umgesetzt. „Für die Kommunen ist der Sportentwicklungsplan auch ein wichtiges Instrument, um Fördermittel einzuwerben“, weiß Projektleiter Michael Barsuhn. Zudem gewährleiste die wissenschaftlich fundierte, unabhängige Untersuchung, dass nicht derjenige den Zuschlag zum Sportplatz bekomme, der ihn am lautesten einfordere, sondern eben derjenige mit dem tatsächlich größten Bedarf, so der Sportpädagoge. Grundsätzlich sei der Bedarf an der Modernisierung alter und dem Bau neuer Sportstätten gerade in Ostdeutschland sehr hoch.

„Sport ist für Kommunen und Städte ein großes Aushängeschild“, so Michael Barsuhn. Dabei stehe oft der Leistungssport im Mittelpunkt. „Auch der Breitensport kann werbewirksam sein“, betont der Wissenschaftler. Die Aufgabe der unabhängigen wissenschaftlichen Betrachtung sei es auch, das Augenmerk der Kommunen verstärkt auf diesen Aspekt zu lenken. Denn wichtige gesellschaftliche Ziele wie die Gesundheitsförderung würden gerade über den „Sport für jedermann“ abgedeckt. Heike Kampe

Heike Kampe

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