Landeshauptstadt: Kaserne im Wandel
Premiere einer neuen Urania-Reihe: Halbtagsexkursion durch die Stadtlandschaft
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Premiere einer neuen Urania-Reihe: Halbtagsexkursion durch die Stadtlandschaft Von Erhart Hohenstein Mit seinen roten Ziegeldächern und der oben durch eine dunkle Holzverkleidung geschmückten, sonst freundlich gelben Fassade wirkt der große Komplex an der Straßenbahn-Endhaltestelle Kirschallee wie das Musterbeispiel einer Wohnanlage aus den 30er Jahren. Neu angebaute Balkons und ein fantasievoll gestalteter Spielplatz werten ihn weiter auf. Man muss schon einen Führer wie Hartmut Knitter dabeihaben, um dem Ursprung der Bauten auf die Spur zu kommen. Der Stadthistoriker weist auf den kleinen Uhrturm über dem Haupteingang und zeigt die beiden Eingangshäuschen, in denen früher eine Wache saß. Sie kennzeichnen den Komplex als einstige Kriegsschule, die hier im Bornstedter Feld zwischen 1934 und 1936 errichtet wurde. Der URANIA-Verein „Wilhelm Foerster“ hatte die Umnutzung ehemaliger Militärbauten zum ersten Thema einer neuen Veranstaltungsreihe gemacht: Halbtagsexkursionen durch die Potsdamer Stadtlandschaft. 35 Neugierige drängten sich um Knitter, der den langen Marsch am Luisenplatz mit der schon seit DDR-Zeiten als Sparkasse genutzten Roten Backsteinbau der Leibgendarmerie (zuvor Ulanen)-Kaserne begann. Geradezu ein Paradebeispiel, was man aus alten Militärgemäuern machen kann, bot dann die Kaserne des 3. Garde-Ulanen-Regiments an der Jägerallee. Wer das heruntergewirtschaftete Gelände nach Abzug der russischen Truppen Anfang der 90er Jahre gesehen hat, sparte nicht mit Lob für die vorbildliche Sanierung, die hier dem Oberstufenzentrum I (Technik), der Kreditbank AG mit 200 Mitarbeitern und vielen kleineren Unternehmen moderne Räume im Denkmal gegeben hat. Bereitwillig öffnete die Druckerei Rüss, die eine ehemalige Panzerreparaturhalle nutzt, ihre Türen. Beim Entwicklungsträger Bornstedter Feld, der in einem früheren Pferdestall sitzt, wurden die Exkursionsteilnehmer über die Planungen für die nur noch wenigen unsanierten Gebäude informiert. 13 hochwertige Maisonette-Wohnungen sind hier u.a. vorgesehen. Die Ruinenberg-Kaserne, heute Sitz des Amtes für Soziales und Versorgung, aber auch das daneben stehende, zwar verkaufte, doch bisher nicht wieder ausgebaute Lazarettgebäude, die noch im Dornröschenschlaf ruhende Jägerkaserne an der Jägerallee und die jetzt von der Fachhochschule genutzten Militärbauten an der Pappelallee waren weitere Stationen. Selbst über heute unbebautes Gelände wusste Hartmut Knitter spannende Geschichten zu erzählen – so auf dem Ödland südwestlich des Buga-Parks, wo für eine NS-Propagandakompanie errichtete, inzwischen abgerissene Baracken nach 1945 als Flüchtlingsheime und bis 1993 als Ausrüstungslager der (Volks-)Polizei dienten. Nicht mehr erwandert werden konnten die Nedlitzer Artilleriekasernen, die „Roten“, die zurzeit für Gewerbe- und Wohnnutzung saniert werden, und die nicht unter Denkmalschutz gestellten „Grauen“, die abgerissen wurden und dem Campus von Hasso Plattner Platz machen. Nur hinweisen konnte Knitter auf die Militärbauten in der Berliner Vorstadt, in die u.a. die Telekom, die Standortverwaltung der Bundeswehr und das Kreiswehrersatzamt eingezogen sind. Die an der Kriegsschule Kirschallee endende etwa vierstündige Wanderung brachte großen Erkenntnisgewinn, machte aber auch müde Beine. Klugerweise wird deshalb in die Exkursionen eine einstündige Pause für das Mittagessen eingebaut, das im Preis (23 Euro ) inbegriffen ist. Bei der Premiere bot der „Gardeulan“ in der Jägerallee einen Rinder-Rosinen-Braten, wie er wohl auch Sonntagsessen für die Lanzenreiter gewesen sein mag. URANIA-Geschäftsführerin Karin Flegel, die mit dem Auftakt der neuen Reihe hochzufrieden sein konnte, kündigte für den 29. April als nächstes Thema eine Orgelwanderung durch Babelsberg und Klein-Glienicke an.
Erhart Hohenstein
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