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Landeshauptstadt: Kaum Hoffnung

Architekt fürchtet, der Synagogenneubau könnte nach der Landtagswahl endgültig scheitern

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Nach der Absage an den Potsdamer Synagogenneubau noch in dieser Legislaturperiode sinkt die Hoffnung der Beteiligten, dass das Projekt überhaupt noch realisiert wird. „Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr gering, dass die Synagoge gebaut wird“, sagte etwa Peter Schüler vom Bauverein Neue Synagoge Potsdam, der sich seit Jahren für die Interessen der Jüdischen Gemeinde einsetzt. Auch der Berliner Architekt Jost Haberland, der sich vor Jahren mit seinem Entwurf für den Neubau an der Schloßstraße durchgesetzt hatte, zeigte sich wenig optimistisch. „Meine Hoffnung tendiert gegen null“, sagte er am Montag den PNN.

Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD), der die Landesregierung als Bauherrin der Synagoge vertritt, hatte am Freitag einem Baustart vor der Landtagswahl im September eine Absage erteilt. Als Grund nannte er die mangelnde Verständigung zwischen den drei jüdischen Gemeinden in Potsdam. Diese hatten sich anfangs vor allem wegen der Fassadengestaltung zerstritten, später ging es auch um die Raumaufteilung im Inneren.

Während die Synagogengemeinde diesen Schritt am Wochenende als „einzig vernünftige Entscheidung“ bezeichnete, zeigte sich Peter Schüler am Montag enttäuscht. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Verhinderer dieses wichtigen Projekts die Oberhand gewinnen“, sagte er am Montag den PNN. Ob eine neue Landesregierung der Synagoge eine hohe Priorität einräume und das Geld ein zweites Mal zur Verfügung stelle, ist aus seiner Sicht noch nicht klar.

Auch Architekt Haberland kritisierte Gorholt. „Eine klare Entscheidung wäre besser gewesen als gar keine“, sagte er. Denn eine Einigung, wie von der Landesregierung erhofft, sei offenbar nicht zu erreichen. „Wir haben mittlerweile fünf Varianten vorgelegt und alle denkbaren Anordnungen ausprobiert. Doch architektonisch ist dieses Problem aus meiner Sicht nicht zu lösen.“ Durch ihre zögerliche Haltung verschärfe die Landesregierung das Problem immer weiter.

Zwischen Haberland und dem Land besteht seit dem Wettbewerb ein Vertrag über den Synagogenbau. Würde das Land den Vertrag kündigen, werde er juristisch dagegen vorgehen, kündigte Haberland an. Bislang habe er dafür keinen Grund gesehen – obwohl der Bau laut Vertrag schon vor zwei Jahren hätte abgeschlossen sein sollen. Ob die neue Landesregierung an dem Vertrag mit Haberland festhalten wird, ist noch unklar. „Haberland ist nicht gesetzt. Aber er ist auch nicht ausgeschlossen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag.

Die rot-rote Landesregierung hält für den Synagogenneubau 4,5 Millionen Euro bereit – es sollte der erste in Brandenburg seit Ende des Zweiten Weltkriegs sein. Eigentlich hätte er längst stehen sollen, doch wegen des Streites zwischen den Gemeinden wurde 2011 ein Baustopp verhängt – seitdem liegt das Filetgrundstück brach. K. Wiechers

K. Wiechers

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