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Neue Heimat. Das mazedonische Mädchen ist eines von 190 Heimbewohnern.

©  J. Frick

Landeshauptstadt: Kein Alltag

Im Flüchtlingsheim am Schlaatz wurde Sommerfest gefeiert. Und über Heimat gesprochen

Stand:

Die Kinder und Erwachsenen werfen ihre Hände in die Luft und singen zusammen mit dem Kinderchor der evangelischen Grundschule Babelsberg ein Lied: „Gott hält die Welt in seiner Hand“. Eine Handvoll Männer steht am Grill, während einige Frauen Schüsseln und Teller mit Gerichten aus ihrer Heimat nach draußen bringen. Szenen wie an diesem Freitag sind nicht der Alltag im Potsdamer Asylbewerberheim am Schlaatz, es wird Sommerfest gefeiert – ein kurzer, wertvoller Moment der Freude, in dem die alltäglichen Sorgen und Nöte einen Augenblick lang vergessen werden können.

Sommerfeste sind hier schon seit 2009 zu einer Tradition geworden. Derzeit wohnen hier 190 Menschen aus 19 Nationen, darunter 53 Kinder. Die meisten kommen aus Tschetschenien, andere aus Syrien, Afghanistan und weiteren Krisenländern. „Hier fühlen sie sich wohl“, sagt die Heimleiterin Christiane Wahl. „Sie bekommen Beratung und Unterstützung.“ Doch wie es weitergeht, wissen sie nicht. „Die Menschen hier sind ganz hilflos, sie wissen nicht, ob sie hier bleiben oder zurückgeschickt werden. Die Ungewissheit, das ist das Schwierigste für sie“, sagt Magdolna Grasnik, die städtische Integrationsbeaufragte.

„Ich habe den Weg zurück in meine Heimat schon vergessen“, sagt ein Mann aus Tschetschenien und blickt entschlossen drein. Er wohnt schon seit fast einem Jahr zusammen mit seiner behinderten Frau in Potsdam. Fragen zu seiner Vergangenheit möchte er nicht beantworten – doch ohne Grund wird auch er nicht aus seinem seinem Heimatland geflüchtet sein. Auch der Palästinenser Youseh Chebabi ist mit seiner Frau Hanaa in Potsdam. Sie flohen erst in den Libanon und von dort nach Deutschland. Hier fühlen sie sich in Sicherheit und hoffen auf eine bessere Zukunft für ihren Sohn Riad, der vor einigen Monaten geboren wurde.

Doch nicht alle wollen in Deutschland bleiben, so wie Simav aus Syrien, der schon gut Deutsch spricht und sehr nachdenklich aussieht. „Ich hoffe, dass der Krieg in meinem Land bald zu Ende geht. Dann kehre ich zurück. Ich vermisse meine Heimat.“ Kristina Totieva

Kristina Totieva

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