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Landeshauptstadt: „Kein Anlass für schlaflose Nächte“

Hannes Püschel von Die Andere über den Kurs der Linken, der auf Stammwähler seiner Fraktion zielt

Stand:

Herr Püschel, können Sie nur noch schlecht schlafen? Schließlich konzentriert die Linke in Potsdam ihre Bemühungen um neue Mitglieder derzeit auf die linksalternative Szene in Potsdam, das Kernklientel Ihrer Fraktion Die Andere

Warum sollten wir schlecht schlafen? Das haben wir vielleicht, als Die Linke beim Stadtschloss umgekippt ist. Jetzt zeichnet sich ab, dass die größte Fraktion immer mehr die Dringlichkeit der Themen erkennt, die Die Andere seit Jahren beackert. Das ist doch erfreulich und kein Anlass für schlaflose Nächte.

Doch wie gehen Sie damit um, dass die Linke nun gerade auch potenzielle Wähler der Anderen anspricht?

Tut sie das? Die Rhetorik eines Teils der jüngeren Funktionäre mag danach klingen, aber in der Praxis herrschen doch weiter die faulen Kompromisse beim Nachbau der Garnisonkirche, bei der untertariflichen Bezahlung im Klinikum oder bei der vermeintlichen Mietenbremse. Es gibt einfach einen Unterschied im Politikverständnis. Die Linke setzt sich für die Belange anderer dann ein, wenn es ihren Machtinteressen in dieser Stadt und im Land nicht widerspricht und sie sich davon „frisches Blut“ verspricht. Die Andere dagegen macht keine Stellvertreterpolitik, sondern ermöglicht Menschen, die sich außerparlamentarisch, zum Beispiel in den Auseinandersetzungen für preiswerte Mieten oder gegen die Musealisierung der Stadt, engagieren, ihre Forderungen auch selbst in der Stadtverordnetenversammlung zu artikulieren. Wir wollen die Leute nicht als Stimmvieh, sondern wir bieten eine Infrastruktur für soziale und politische Kämpfe in dieser Stadt an.

Doch die Konkurrenz der Linken um Ihre Stammwähler ist da – wie wollen Sie als kleine Wählergemeinschaft gegenhalten?

Die Andere ist ja seit Jahren eine feste Größe in der Stadt. Bei uns kann man keine Karriere machen, sondern sich nur für eine Veränderung der Zustände engagieren oder zusammen neue Ideen und Konzepte entwickeln. Bei uns wird gelacht und man ist solidarisch miteinander. Und wir geben eine Auseinandersetzung nicht bloß deshalb verloren, weil mal die Mehrheit der Stadtverordneten gegen unsere Forderungen gestimmt hat.

Glauben Sie, dass es bei der Kommunalwahl 2014 angesichts der Konkurrenz für ein Ergebnis wie 2008 reichen kann, als die Andere mit fünf Prozent auf ihr bisher bestes Ergebnis bekam?

In erster Linie machen wir ein inhaltliches Angebot. Von der Richtigkeit unserer Positionen sind wir überzeugt – unabhängig davon, ob das nun fünf oder zehn Prozent der Wahlberechtigten mit ihren Stimmen unterstützen. Aber natürlich spricht nichts dagegen, dass wir unser Ergebnis noch weiter verbessern können.

Woher speist sich dieser Optimismus?

Die Andere hat einen festen Platz in den wichtigen sozialen und politischen Auseinandersetzungen in der Stadt. Diese Auseinandersetzungen verschärfen sich gerade. Damit gibt es auch ein größeres Interesse daran, das Angebot der Anderen zu nutzen. Wir haben bislang bei jeder Wahl unser Ergebnis verbessert. Gerade von den neu Zugezogenen, die bislang etwa die Bündnisgrünen wählten, werden viele ihr Stimmverhalten überdenken. Diese Leute wundern sich doch auch, dass „ihre“ Fraktion als verlängerter Arm der Schlösserstiftung agiert und die Bevölkerung mit Baumfällexzessen und Verboten quält. Da liegt Die Andere als urgrüne Alternative doch nahe.

Die Fragen stellte Henri Kramer

Hannes Püschel, geboren 1979, ist studierter Jurist und Stadtverordneter bei die Andere. Daneben sitzt er im Landesvorstand der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BDA).

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