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Landeshauptstadt: Kein böses Wort zum Parkeintritt

Freundliche Bitte der Blauröcke wird von den meisten Besuchern erhört

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Sanssouci - Das war denn doch erstaunlich: Kaum einer der von Timo Bunke am Mühlentor begrüßten Besucher reagierte abweisend oder gar sauer, als er auf einen freiwilligen Parkeintritt angesprochen wurde. Nach gut einer Stunde hatte der Student im friderizianischen Gehrock schon mehr als 40 der mit Parkmotiven als Sammelstücke gestalteten Eintrittskarten zu 2 Euro an den Mann gebracht. Zu den ersten Touristen, die an diesem Vormittag von Timo angesprochen wurden, zählte Shawn Duffy. „Ich bin extra über den großen Teich geflogen, um Sanssouci zu sehen. Da sind mir zwei Euro Spende für die Parkpflege nicht zu viel“, sagt der US-Amerikaner. In vielen amerikanischen und europäischen Parks, die er bisher besucht hat, sei ein obligatorischer Eintritt durchaus üblich. Die gestandene Potsdamerin Helga Stasch kommt gerade von einem Frühstück, zu dem ihr Neffe anlässlich eines runden Geburtstags in die Gaststätte Historische Mühle eingeladen hatte. Sie will es mit einem Spaziergang durch Sanssouci ausklingen lassen. Auf den freiwilligen Parkeintritt ist sie vorbereitet, hat die Diskussion darüber in den PNN und im Fernsehen verfolgt. Und sich über Stimmen aus Berlin geärgert, die von „Nötigung und eingeschränktem Zugang“ sprechen. Diese Haltung sei ihr unverständlich, gehe es doch um die Erhaltung und bessere Pflege der historischen Gärten, „um die uns ganz Deutschland beneidet“.

Kurz überlegt habe sie, sagt Gisela Krofta, dann aber befunden, der Eintritt gehe in Ordnung. Die Hamburgerin, deren Großmutter Potsdamerin ist, kennt Sanssouci schon von Kindesbeinen an und will sich den Park nun noch einmal „bis in die letzten Winkel“ neu erschließen. Ihr wäre eine Jahreskarte (12 Euro) zu empfehlen.

Zur Mittagsstunde zog der Marketingchef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Tilmann von Stockhausen, eine erste kleine Zwischenbilanz. Auch er zeigte sich überrascht, dass die Aktion auf so viel Zustimmung stoße. Mitgebracht hatte er Dreispitze, mit denen die vom Potsdamer Modeatelier Fengler entworfene Kleidung komplettiert wurde. Dann gibt es für Timo Bunke doch noch ein kleines Problem. Vier Schüler möchten gern etwas spenden, aber 2 Euro pro Nase sind ihnen zu viel. Doch unter diesem Preis kann der Student die Karte nicht abgeben. Schließlich legen die Vier für ein Ticket zusammen.

Am Eingang Grünes Gitter steht Maria Hoheisl und spricht Besucher an. „Extrem wenig haben abgelehnt, und bisher ist kein einziges böses Wort gefallen“, freut sie sich. Auch sie hat bereits mehr als 40 Karten verkauft. Den Studenten kommt dabei zugute, dass sie durchweg Englisch sprechen, einige auch Französisch oder Russisch. Beeindruckt zeigt sich eine Gruppe Japaner, als sie von einem der Blauröcke in ihrer Muttersprache begrüßt wird. Den Besucherbetreuern bringt der Vierstundenjob, den sie in der Vorsaison vorerst nur am Wochenende ausüben, einen willkommenen Zuschuss zur Finanzierung ihres Studiums. Wie hoch ihr Stundenlohn ist, wollen sie nicht preisgeben. Nur 4,20 Euro, wie in Pressebeiträgen angegeben, seien es jedenfalls nicht. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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