Landeshauptstadt: Kein Disneyland
Krongut Bornstedt wird zehn Jahre alt – das Konzept hat sich bewährt, sagen Erfinder und Betreiber
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Was für eine Zitterpartie! Die zehnstöckige Geburtstagstorte aus der Königlichen Hofbäckerei wurde von gleich einem halben Dutzend Männern gehalten und konnte erst nach einer improvisierten Reparatur und unter höchster Aufmerksamkeit aus der Backstube gerollt werden. Eine gute halbe Stunde bangten viel Publikum und Bäckerei-Inhaber Egbert Ibler um sein Werk, das am gestrigen Freitag den Gästen des Krongut-Jubiläums den Nachmittag versüßen sollte. Dann endlich durfte Franz Friedrich Prinz von Preußen das höchst wackelige Wunderwerk anschneiden.
Die Torten-Komplikationen passten allerdings hervorragend ins Konzept des Kronguts Bornstedt, das nun sein zehnjähriges Bestehen feiert: Die Verbindung von sanftem Erlebnistourismus, Gastronomie und Historie soll eine Ergänzung zur Marke Schlösserstiftung bilden. Das sei von Anfang an so gewollt gewesen, sagte Friedhelm Schatz gegenüber den PNN. Der jetzige Filmparkchef war der erste Geschäftsführer der Krongut Bornstedt Parkgesellschaft. „Viele haben uns damals für verrückt gehalten“, erinnert er sich. Doch gerade der damals desolate Zustand der historischen Gebäude, das Anfangen bei „Stunde null“, reizten ihn. Weil das Krongut nicht der Schlösserstiftung gehört, konnte er inhaltlich völlig frei arbeiten. „Ich bin durchaus stolz darauf, dass das Konzept bis heute so funktioniert“, sagt Schatz.
Die jetzige Geschäftsführung hat mit dem Team, zu dem Betriebsleiter Frank Radicke gehört, genau da angesetzt: Weltkulturerbe vermarkten, sodass es sich rechnet, ohne ins Disneyland abzurutschen. „Natürlich kennen wir den Masse-statt-Klasse-Vorwurf“, sagt Constanze Otto, Pressesprecherin der LaggnerGruppe des Unternehmers Josef Laggner. Ein Konzept müsse aber wirtschaftlich tragfähig sein.
Die Glasbläsermanufaktur rechnete sich nicht, und statt Modeboutiquen sollen künftig mehr kulinarische Spezialitätenanbieter kombiniert mit Schauherstellungen ins Krongut einziehen. Man will verstärkt an den ursprünglichen Versorgungscharakter des Musterguts der Hohenzollern erinnern. Schon immer wurde im Krongut Wert auf gehobene Gastronomie gelegt. Das solle auch so bleiben, heißt es, doch halte man auch weniger kostspielige Angebote bereit, sei auf Schulklassen ebenso wie auf Reisegruppen, Familien und Spaziergänger eingestellt, sagt Otto. Vor wenigen Wochen eröffnete, passend zum Friedrich-Jahr, zudem das Potsdamer Zinnfiguren Museum. Auch das Parkplatzproblem konnte gelöst werden. Mittlerweile dürfen die Reisebusse wieder bis vor das Haus fahren, was einst nicht möglich war und sich als Problem erwies - für ältere Personen sei der Fußweg vom Parkplatz oft zu weit gewesen.
Größter Feind des Areals scheint nach wie vor das Wetter. Gegen Regen und Wind ist selbst die LaggnerGruppe machtlos. Manch Open-Air-Veranstaltung ist hier schon abgesoffen und auch gestern pfiff der Wind scharf um die Ecken, dunkle Wolken bedrohten Gäste – und die gerettete Torte. Die Veranstalter verlegten sicherheitshalber die Höhepunkte des Jubiläums ins Innere der Gebäude, so die Moden- und Frisurenschau „Friedrich Fashion Frauen“ und eine Fotoausstellung über die Anfänge des Kronguts mit den Protagonisten der ersten Jahre – Manfred Stolpe, damals Ministerpräsident, und natürlich auch Friedhelm Schatz. S. Pyanoe
S. Pyanoe
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