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Landeshauptstadt: „Kein dritter Havelübergang“

Klipp sagt Brückenplanung ab, Stadtverordnete kritisieren Verkehrslösung

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Innenstadt - Die Potsdamer Handwerkskammer sowie die Stadtverordneten haben die Verkehrsplanung der Stadt heftig kritisiert. Als „Krampf und Notlösung“ bezeichneten Ralf Jäkel (Linke) und andere Stadtverordnete die Verkehrslösung während des Umbaus der Mitte. Bereits zuvor hatte die Handwerkskammer moniert, dass der Wirtschaftsverkehr aufgrund der vielen Baustellen zu häufig im Stau stehe. Sechs Wochen lang wird der Verkehr in der Innenstadt auf nur einer Fahrspur je Richtung über das Nadelöhr Lange Brücke geführt, zudem ist die Zeppelinstraße stadteinwärts derzeit nur einspurig für den Verkehr freigegeben. Baudezernent Matthias Klipp appellierte gestern in der Stadtverordnetenversammlung an alle Potsdamer, ihr Auto zugunsten des Wirtschaftsverkehrs stehen zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Klipp ist Mitglied der Bündnisgrünen.

Den Bau einer dritten Havelbrücke in Potsdam sagte Klipp zugleich ab. „Einen dritten Havelübergang wird es in dieser Stadt nie geben“, so der Baubeigeordnete. Damit erteilte er sowohl dem Bau der innerstädtischen Entlastungsstraße – kurz Ises – zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Charlottenhof entlang der Eisenbahnschiene als auch der sogenannten Havelspange über den Templiner See eine Absage. Im Oktober 1989 haben sich die damaligen Stadtverordneten erstmals für den Bau einer neuen Havelbrücke ausgesprochen, seit 20 Jahren dauern die Diskussionen dazu an. Zuletzt hatte die SPD den Bau einer Stummel-Ises zwischen Hauptbahnhof und Dortustraße im Kommunalwahlprogramm festgeschrieben, auch im Flächennutzungsplan der Stadt ist diese Variante festgeschrieben.

Ute Bankwitz (Bürgerbündnis) begrüßte den Aufruf Klipps, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Jedoch könne nicht jeder auf sein Auto verzichten. Und auch der Verkehrsbetrieb fahre keinen Sonderverkehr. Peter Schultheiß (CDU) erklärte, es sei „schon arg, was den Menschen und Anwohnern zugemutet wird“. Er forderte, dass die Busspur in der Zeppelinstraße auch für den Wirtschaftsverkehr geöffnet werde. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, die Verkehrslösung auf der Langen Brücke stelle eine Gefahr dar. Bislang seien allerdings keine größeren Unfälle passiert. Ralf Jäkel erklärte, die Verkehrslösung rund um den Alten Markt sei „mitnichten eine logistische Meisterleistung“ und hätte anders gelöst werden können. Seine Idee war unter anderem eine „extra Trasse“ über das Stadtschlossareal während der Bauzeit beziehungsweise die Vermeidung der zeitgleichen Arbeiten an den Havelübergängen Humboldtbrücke und Lange Brücke.

Klipp wies die Kritik der Stadtverordneten zurück und sagte zu Jäkel und den Linken: „Sie benutzen die Einschränkungen bis heute, um ihre Ablehnung gegen die Wiedergewinnung der Mitte zu manifestieren.“ Er erinnerte die Stadtverordneten an ihren eigenen Beschluss, das Areal rund um den Alten Markt für den Stadtschlossaufbau bereitzustellen. Man könne nicht Ja zum Stadtschloss sagen, aber den Umbau und „die Einschränkungen dann doof finden“. Dies sei unehrlich. „Sie müssen zu den Beschlüssen stehen“, sagte Klipp. Noch bis Ende November sollen die Einschränkungen beibehalten werden, doch eine erneute Sperrung droht: Denn der Fußgängertunnel unter der Langen Brücke muss ebenfalls komplett neu gebaut werden – dabei drohen neue Einschränkungen. Jan Brunzlow

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