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Landeshauptstadt: „Kein dunkler Ort“

Chamäleon distanziert sich von Gewalt

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Chamäleon distanziert sich von Gewalt Im linksgerichteten Jugendverein „Chamäleon“ glaubt man nicht, dass eine leitende Mitarbeiterin des Hauses am vorvergangenen Wochenende daran beteiligt war, einen jungen Rechtsextremen zusammenzuschlagen. „Wir können uns nicht vorstellen, dass unsere Mitarbeiterin in den Vorfall verwickelt ist“, sagte gestern Nora Wolk vom Chamäleon. Dazu, wie der Verein reagieren würde, wenn die 21-jährige Julia S. doch daran beteiligt gewesen sein sollte, wollte sich Wolk auf einer Pressekonferenz in der Stadt- und Landesbibliothek nicht äußern. S. sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Potsdam wirft ihr und mindestens drei weiteren Tatbeteiligten versuchten Mord vor. Sie sollen in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni einen wegen rechter Taten polizeibekannten 16-Jährigen vor dem „Café Heider“ mit einem Totschläger niedergeschlagen haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Aktion in Zusammenhang mit einem Prozess gegen Rechtsradikale wegen eines Überfalls auf das „Chamäleon“ in der Neujahrsnacht 2003 steht. Vor zwei Wochen wurden zwei junge Männer zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt. Wolk betonte, dass niemand im Vereinshaus in der Hermann-Elflein-Straße einen Gewaltakt geplant hätte: „Bei uns wurde über so etwas nie gesprochen.“ Zudem distanziere sich der Verein von Gewalt: „Wir denken nicht, dass sich Probleme so lösen lassen.“ Der Verein sei „kein dunkler Ort, wo linke Gewalttaten ausgebrütet werden“. Der Verein, der sich laut Wolk über zwei Sozialwohnungen im Obergeschoss des von der Gewoba gepachteten Gebäudes finanziert, leiste anerkannte kulturpolitische Arbeit. Das Chamäleon organisiere zahlreiche Veranstaltungen, die auch von der Böll-Stiftung und der Landeszentrale für Politische Bildung gefördert würden. Seit Gründung des Vereins 2002 flossen rund 11000 Euro der Landeszentrale in Chamäleonprojekte. Man werde auch künftig alle Anträge des Vereins auf Projektförderung prüfen, so Bärbel Möller von der Landeszentrale. „Uns kommt es auf das Thema an und darauf, ob die Mittel solide abgerechnet werden.“ Aktuell werde kein Projekt gefördert: „Das Chamäleon hat keine Anträge gestellt.“ Der Grund: Zur Zeit wird das Vereinshaus saniert. Sobald die Sanierung im August beendet ist, soll es hier Diskussionen über rechte und linke Gewalt geben. Um der Gewalt zwischen Jugendlichen beider Szenen zu begegnen, hat die Stadt einen Aktionsplan zur Deeskalation beschlossen. Teil des Plans ist die erhöhte Präsenz der Polizei – auch in der Hermann-Elflein-Straße. Die Chamäleon- Mitglieder, die laut Wolk weiter von Rechtsradikalen bedroht würden, hätten seitdem „schon das Gefühl, dass es ruhiger geworden ist“. J. Wedemeyer

J. Wedemeyer

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