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Internetpionier. Vinton Cerf.

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Homepage: Kein einziges Bit verloren Einer der Internet-Väter beim Leibniz-Kolleg

Das Internet benötigt mehr Adressen, denn alle bisherigen sind verteilt. Darum wird es voraussichtlich noch in diesem Jahr ein neues Übermittlungsprotokoll geben.

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Das Internet benötigt mehr Adressen, denn alle bisherigen sind verteilt. Darum wird es voraussichtlich noch in diesem Jahr ein neues Übermittlungsprotokoll geben. Standard war bisher das Internetprotokoll IPv4, mit dem Daten auch gegenwärtig noch verschickt werden. Einer der Väter des Protokolls war Vinton Cerf. Am 26. Mai wird er einen Vortrag über die „Integrative Kraft des Internets“ zum Leibniz-Kolleg der Universität Potsdam halten.

Wenn während der Autofahrt der Kühlschrankinhalt kontrolliert, die Heizung niedriger gestellt und die Zahnarztrechnung vom Armaturenbrett aus erledigt werden soll, benötigt das Internet mehr Adressen als es gegenwärtig hat. Die werden künftig mit dem neuen Standart IPv6 zur Verfügung stehen. Der durchschnittliche Internet-Surfer wird von der grundlegenden Veränderung allerdings vermutlich kaum etwas merken. Denn auch wenn die Kapazitäten entscheidend erweitert werden, läuft alles weiter wie bisher.

An der Entwicklung des bisherigen Standarts IPv4 war Cerf maßgeblich beteiligt. Seit den 70er Jahren forschte der Informatiker daran, Daten über ein Protokoll von Rechner zu Rechner zu übertragen. Bei einem ersten Großversuch im Jahr 1977 schickten die Internet Pioniere Daten aus einer Funkstation, die in einem Lastwagen in San Francisco untergebracht war, nach Norwegen, dann nach London und dann wieder zurück nach West Virgina, USA. „Wir verloren kein einziges Bit“, jubelt Cerf noch heute. Die Datenverschickung über den Atlantik hatte einen ganz pragmatischen Hintergrund. „Weil das Verteidigungsministerium das alles zahlte, hatten wir nach einer Demonstrationsmöglichkeit gesucht, die möglichst nah an einem militärischen Szenario war“, sagt Cerf.

Was zunächst einmal als schnelle und sichere Möglichkeit zum Informationsaustausch zwischen einigen Universitäten geplant war, hat sich mittlerweile zu der Schritt machenden Kommunikationstechnologie des neuen Jahrhunderts gemausert. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Internet künftig nicht nur Radioinhalte, Fernsehsendungen und elektronische Botschaften übermitteln, sondern im „Internet der Dinge“ auch so ungefähr jede Milchtüte von der Molkerei bis zum Recycling verfolgen. Damit das klappen kann, benötigt das Netz allerdings einen enormen Zuwachs an Adressen, mit denen die Dinge angesteuert werden können.

Im Februar dieses Jahres gab die internationale Adressenverwaltungsorganisation ICANN bekannt, dass die letzten fünf großen Adressblöcke an regionale Organisationen verteilt worden seien. Voraussichtlich Ende dieses Jahres werden die Adressen aufgebraucht sein. 4,3 Milliarden Adressen, die jeweils aus 34 binären Ziffern bestehen, sind damit vergeben und verstecken sich hinter den Endungen wie .de oder .com.

Mit der Umstellung vom bisherigen Standart auf IPv6 werden dann 340 Sextillionen neue Adressen möglich, die jeweils aus 128 Ziffern bestehen. Umgerechnet auf die Erdoberfläche entspricht das 667 Billiarden Adressen pro Quadratmillimeter. Das sollte für die Verschmelzung von Handy, Haushaltsgeräten und Computern reichen. Organisator der Umstellung ist der IPv6-Rat, dessen deutschen Vorsitz Christoph Meinel, der Direktor des Hasso Plattner Institutes, inne hat. Einen ersten Testlauf des neuen Protokolls gibt es am 8. Juni.

Cerf wird nicht nur zu Adressierungsproblemen, sondern auch zur weiteren Entwicklung von Programmen und Prozessen im Netz Stellung nehmen. Cloud Computing, bei dem Programme und Daten auf zentralen Rechnern im Internet verwaltet werden, wird voraussichtlich ein Thema sein. Auch die Kopiermöglichkeiten des Internets, die es problemlos ermöglichen ein Original beliebig zu vervielfältigen und damit den Urheberrechtsschutz und die damit verbundenen Tantiemenzahlungen aushebeln, dürften zur Sprache kommen. Richard Rabensaat

Vinton Cerf beim Leibniz-Kolleg Potsdam: Hauptvortrag am Donnerstag 26. Mai, um 16 Uhr im Audimax der Universität Potsdam, Campus Neues Palais.

Richard Rabensaat

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