
© Armin Küstenbrück
Von Henner Mallwitz: Kein Fall für Weicheier
Mit Philipp und Max Walsleben sowie Christoph Pfingsten starten drei Radprofis aus der Potsdamer Region bei der Cross-WM
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Vier Tage vor den Weltmeisterschaften gönnte sich Philipp Walsleben gestern vor allem Ruhe. Auch in Belgien nieselte es nasskalt – ein Tag zum Im-Bett-Bleiben. Das gönnte sich der Kleinmachnower Radprofi dann auch, waren die Strapazen der vergangenen Wochen ja auch hart genug. Beim Cross-Weltcup im niederländischen Hoogerheide kam der 23-Jährige am Sonntag auf Rang sieben (PNN berichteten), wurde am Ende Achter in der Gesamtwertung und schaffte damit eine Platzierung, die nach Mike Kluge Mitte der 90er Jahre kein deutscher Fahrer mehr geschafft hatte.
Doch „Walze“ kann sich nur eine kurze Verschnaufpause gönnen, denn bereits am Sonntag muss er wieder in die Pedalen treten. Im saarländischen St. Wendel werden die diesjährigen Cross-WM ausgetragen, und beim Aufeinandertreffen mit der Weltelite hat sich der für das belgische Team BKCP Power Plus startende Walsleben viel vorgenommen. „Ein Platz unter den besten Fünf wäre eine tolle Sache“, sagt er.
Allerdings wird der Wahl–Belgier in St. Wendel auf eine starke Konkurrenz treffen. Ärgster Mitstreiter dürfte dabei sein Teamkollege Niels Albert sein, der vor zwei Jahren die Cross-WM für sich entschied. „Aber auch auf den Tschechen Zdenek Stybar werde ich doll achten müssen“, sagt Walsleben, der auf geeignete Bodenverhältnisse hofft. Sein Bruder Max, der in der U 23 ins Rennen gehen wird, reiste schon gestern nach St. Wendel und inspizierte die Strecke. Schneeregen und Matsch – beste Bedingungen für seinen großen Bruder. „Nur unter Null dürfen die Temperaturen nicht fallen“, wünscht sich Philipp Walsleben. „Harter Boden ist was für Weicheier.“ Die Strecke an sich kennt er bereits gut und nennt sie „sehr anspruchsvoll“. Die Treppe hat ein paar Höhenmeter aufzuweisen und dürfte vor allem bei Eis und Schnee schwer zu bewältigen sein. Ansonsten führt die Runde über eine natürlich belassene Wiese mit etlichen Bodenwellen, so dass das Ganze keineswegs eine Spazierfahrt wird.
Während Philipp Walsleben als alter Hase ins Rennen geht, ist es für Bruder Max der erste WM-Auftritt in der U 23. „Ein Platz unter den ersten zwanzig Fahrern wäre ein schöner Erfolg“, sagt der Kleinmachnower. Beim Deutschland- Cup wurde er in diesem Jahr Achter: „Nicht überragend“, wie er befand. Auf die WM bereitete er sich jedenfalls ausgiebig vor und bekam dabei gute Unterstützung von seinem Arbeitgeber. In einem Berliner Fahrradladen absolviert Walsleben derzeit eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und bekam viel freie Trainingszeit bewilligt. „Schnelles Fahren und volle Konzentration auf die bevorstehenden Aufgaben standen da im Mittelpunkt“, erzählt er.
Als dritter Radprofi aus der Region wird Christoph Pfingsten in St. Wendel an den Start gehen. Der Stahnsdorfer, der für das belgische Cyclingteam de Rijke antritt, belegte zuletzt beim Weltcup in Hoogerheide den 21. Platz. „Schade, knapp an der Top 20 vorbei“, bedauerte der 23-Jährige. „Aber letztlich hatte ich nur 25 Sekunden Rückstand auf den 15., und das macht für die Weltmeisterschaft Mut. Dort will ich unbedingt einen Platz unter den besten 20 Fahrern schaffen.“ Die Strecke kennt er noch von der WM 2005, als er bei den Junioren Dritter wurde. „Eine ganz schön schwere Sache“, weiß Pfingsten noch. „Du kannst dich auf der Strecke einfach nicht erholen.“
Auf kräftige Unterstützung muss indes keiner der drei Profis verzichten: Die Familien, Freunde und Bekannten haben sich zuhauf angesagt, um ihre Jungs vom Streckenrand aus anzufeuern.
Henner Mallwitz
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