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Erlebter Frühling. Carlotta mit einer Dohle, dem Vogel des Jahres 2012.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kein Frühling für Kröten

Auftakt für Schülerwettbewerb zum Frühling im Naturkundemuseum / Kritik an Krötenzaun-Verbot

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Dohle, Biene, Fledermaus und Salweide: Diese drei Tiere und der Baum repräsentieren in diesem Jahr den „erlebten Frühling“ beim gleichnamigen bundesweiten Schülerwettbewerb, der am gestrigen Mittwoch für Potsdam im Naturkundemuseum eröffnet wurde. Die Kinder können die vier Frühlingsboten nun zuerst bei einer Museumsrallye in Augenschein nehmen und sie dann bei Exkursionen in der freien Wildbahn beobachten. Dazu lädt in enger Kooperation mit dem Museum die Naturschutzjugend (Naju) ein.

Die fröhliche Begrüßung des Frühlings wurde gestern jedoch überschattet: Claudia Günther, die Jugendbildungsreferentin des Naju, kritisierte die Entscheidung des zuständigen Revierförsters Dirk Eichhoff, an der Templiner Straße keine Krötenschutzzäune zu genehmigen. Grund für das Zaunverbot ist der Verdacht, dass auf dem Gelände Munition aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden liegen könnte. Den fehlenden Schutz durch einen Zaun haben am vergangenen Wochenende bereits knapp 150 Erdkröten mit dem Leben bezahlt. Sie wurden laut Tierschutzverein Potsdam (TSV) auf der Straße nach Caputh von Autos überrollt.

Oft scheitere die Rettung der Kröten, die im Frühjahr zu ihren Laichplätzen am Wasser wanderten, an fehlendem ehrenamtlichen Engagement, sagt Günther. Das sei aber über den TSV abgesichert gewesen. Stattdessen kam die Weigerung des Revierförsters, Zäune aufstellen zu lassen. „Wir wollen schon die Kinder sensibilisieren, etwas für den Naturschutz zu tun und dann scheitert es an so etwas“, ärgert sich Günther. Sie sprach von einer „unverständlichen Entscheidung“. Das Argument, eventuell am Straßenrand lagernde Munition könne durch das Zaunaufstellen hochgehen, kann sie nicht nachvollziehen. „Die Krötenschutzzäune werden direkt am Straßenrand etwa zehn Zentimeter in die Erde gesteckt“, erklärt sie.

Bei der Eröffnung des Schülerwettbewerbs „Erlebter Frühling“ gehörte auch Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski zu den Rednern. Sie versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Bei der Krötenrückwanderung – 35 konnten eingefangen und über die Straße getragen werden – müsste ohnehin die andere Straßenseite gesichert werden. Und die gehört der Stadt. Die Erdkröte gehört zwar nicht zu den aktuellen Frühlingstieren der Naturschutzjugend, doch sie ist „Lurch des Jahres 2012“ und soll mit den Kindern ebenfalls beobachtet werden. In Potsdam geschieht das an den Düsteren Teichen.

Besser als die Erdkröten hat es der Frühlingsvogel, die Dohle, getroffen. Das intelligente Tier, auf das Magdowski eine Laudatio hielt, hat sich dem Leben in Menschennähe erheblich besser angepasst. Leider gingen durch Bauaktivitäten aber viele Nistplätze an Häusern verloren. Nisthilfen sollen das ausgleichen. Sie werden – wie an der Nikolaikirche – allerdings nicht immer angenommen.

Die Museumsrallyes finden noch bis zum 24. Mai von Dienstag bis Donnerstag statt, Beginn ist jeweils 9 und 11 Uhr. Gruppen sollten sich anmelden. Bilder, Geschichten, Filme und kleine Theaterstücke können bei der Naju bis 28. Mai eingereicht werden. Im vergangenen Jahr zählte die Rosa-Luxemburg-Schule zu den Preisträgern. dif

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