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Landeshauptstadt: Kein Gedöns: 15 Jahre Autonomes Frauenhaus

Der Kanzler durchkreuzte mal wieder die Pläne. Ausgerechnet der Mann, der einst Frauenpolitik als „Gedöns“ verhöhnte.

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Der Kanzler durchkreuzte mal wieder die Pläne. Ausgerechnet der Mann, der einst Frauenpolitik als „Gedöns“ verhöhnte. Weil er gestern für einen Wahlkampfauftritt nach Potsdam kam, musste Oberbürgermeister Jann Jakob seine Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 15-jährigen Jubiläum des Autonomen Frauenhauses Potsdam absagen. Sein Grußwort, in dem er den Mitarbeiterinnen des Vereins für ihr Engagement und ihren Tatendrang dankte, wurde während der Feier gestern Abend im Nikolaisaal lediglich verlesen. Als kleine Wiedergutmachung für seine Unpässlichkeit ließ er einen handsignierten Regenschirm überreichen. Der Schrim, Symbol des Vereins, soll die Sozialarbeiterinnen auch weiterhin motivieren. Heiderose Gerber, Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Frauenhauses, ließ sich dadurch die Freude während der Geburtstagsfeier nicht verderben. „Wir haben viel erreicht“, sagte sie und ein bisschen war diese Feststellung wohl auch als Kampfansage zu verstehen. Zwar konnte Gerber in ihrer Eröffnungsrede vor den knapp 100 Gästen eine durchweg positive Bilanz für die Arbeit ihrer zehn Mitarbeiterinnen ziehen – doch auch künftig, dessen ist sie sich bewusst, bauen hunderte Mädchen und Frauen auf ihre Hilfe und Unterstützung. Allein im vergangenen Jahr suchten 59 Frauen und 30 Kinder in dem Haus an der Zeppelinstraße 189 Zuflucht und Beratung. An das vom Verein ins Leben gerufene Mädchenprojekt Zimtzicke wandten sich 3 279 junge Frauen. Die Einführung von Hartz IV, das Aufbrechen traditioneller Familienstrukturen, der Wandel von Vollzeit- hin zu Teilzeitbeschäftigung, fehlende Kinderbetreuung – all diese sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen würden gerade für Frauen immer größere Probleme darstellen, so Heiderose Gerber. Die eigene Existenz zu sichern, sei deshalb für sie zunehmend schwieriger. Sich diesen Herausforderungen zu stellen, sei nicht nur Aufgabe der Politik, sondern auch eines jeden einzelnen. „Ich glaube, es gibt noch genügend Potenzial für bürgerliches Engagement“, sagte Gerber während der Feier und rief damit zur gegenseitigen Fürsorge auf. Auf der anschließenden Podiumsdiskussion appellierte sie an ein menschliches Miteinander. hey

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