
© Andreas Klaer
Von Jan Brunzlow: Kein Gymnasium in Babelsberg
Für die geplante Neueröffnung eines Babelsberger Gymnasiums fehlen Schüler. Es bleibt vorerst zu. Andererseits suchen noch viele Schüler eine Schule. Nun soll die Goethe-Gesamtschule erhalten bleiben
Stand:
Die Eröffnung des neuen städtischen Gymnasiums in Babelsberg ist gescheitert. Der zuständige Schulrat Wolfgang Bogel-Meyhöfer sagte gestern auf Anfrage, die Anmeldungen reichen nicht aus, um die Schule in diesem Sommer zu eröffnen. Ob der Plan weiter verfolgt wird, müsse nun die Stadt Potsdam entscheiden. Nur 16 Schüler hatten sich für die neue Schule interessiert, mindestens 40 werden für den Start benötigt. Eine Schule nicht zu eröffnen ist allerdings derzeit das kleinere Problem von Schulamt und Schulverwaltung. Denn es fehlen erstmals nach Jahren der Schulschließungen wieder Ober- oder Gesamtschulplätze. Mehrere Dutzend Schüler, die keine Berechtigung für das Gymnasium haben, hätten derzeit noch keinen Schulplatz ab Sommer.
Nach Informationen dieser Zeitung soll daher die Goethe-Gesamtschule, die laut Stadtverordnetenbeschluss keine neuen Schüler mehr aufnehmen sollte, zumindest ein Jahr länger erhalten werden. Versuche, die Schüler an anderen Schulen in der Stadt unterzubringen, waren bis gestern gescheitert. Und auch die kurzfristige Eröffnung einer neuen Oberschule war dem Vernehmen nach aus Zeitgründen nicht mehr möglich. Daher sollen die Schüler, die an Gesamtschulen abgelehnt worden sind, aber keine Berechtigung haben ein Gymnasium zu besuchen, nun an die Goethe-Gesamtschule gehen. Astrid Thorak, kommissarische Schulleiterin der Goethe-Gesamtschule, sagte gestern, sie habe dafür allerdings noch keine Bestätigung seitens der Schulverwaltung. Offiziell will das Schulamt Brandenburg an der Havel erst Ende der Woche eine Lösung präsentieren.
Die Stimmung an den betroffenen Schulen ist inzwischen schlecht. Denn erst im letzten Jahr hatten die Stadtverordneten nach einem langen Prozess einen neuen Schulentwicklungsplan beschlossen. Der sah das Aus für die Goethe-Gesamtschule sowie die Einrichtung eines Gymnasiums an dessen Stelle vor. Einzig die Linke hatte sich dagegen ausgesprochen und immer wieder dafür plädiert, die Gesamtschule am Standort zu erhalten.
Eltern und Kinder hatten sich bei ihrer Schulwahl in diesem Frühjahr in Potsdam mehrheitlich für Gesamtschulen entschieden: Allein bei den Erstwünschen gab es 531 auf 343 Plätze. Und selbst die im ersten Wahlgang schlechter angewählte Steuben-Gesamtschule im Kirchsteigfeld hat mit den Zweitwünschen 184 Anmeldungen und ist damit 40 Prozent übernachgefragt. Fünf Klassen werden nun ab August eröffnet, sagte Schulleiter Frank Brandt gestern. Er habe es abgelehnt, eine weitere siebente Klasse einzurichten. Auch die anderen Schulen, an denen die Schüler ebenfalls hätten unterkommen können, sind inzwischen voll.
Die Landeshauptstadt hat vier Oberschulen, drei frei anwählbare Gesamtschulen zuzüglich der Sportschule mit besonderen Aufnahmeverfahren und vier Gymnasien. Bereits heute besuchen zwanzig Prozent der Gymnasiasten eine der Privatschulen in der Landeshauptstadt. Und auch aus dem Potsdamer Umland kommen jährlich mehr und mehr Schüler nach Potsdam. Im vergangenen Jahr waren von 130 Schülern an Potsdamer Schülern 30 aus Potsdam-Mittelmark.
Trotz der vielen Schüler scheitert nun der Plan der Stadt, nach der Schließung des Espengrund-Gymnasiums im Stadtteil Babelsberg wieder ein Gymnasium einzurichten. Dabei kamen die ersten Hilferufe, doch künftig ein Gymnasium sein zu wollen, aus der Goethe-Schule selbst. „Aufgrund des Anwahlverhaltens wird die Schule ab Schuljahr 2009/10 voraussichtlich nicht mehr in der Lage sein, eine gymnasiale Oberstufe zu führen“, heißt es auch im Schulentwicklungsplan. Demnach würde die Schule automatisch zu einer Oberschule und in Babelsberg gebe es kein Abitur mehr. Der Plan daher: Ein Gymnasium am Standort einrichten. „Die Errichtung eines Gymnasiums an dieser Stelle verbessert darüber hinaus die regionale Ausgewogenheit des Standortnetzes der Gymnasien in der Landeshauptstadt“, heißt es seitens der Schulverwaltung. Ob im nächsten Jahr das Gymnasium gegründet werden soll oder der Schulentwicklungsplan geändert wird, darüber wird derzeit gesprochen.
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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